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1. Architekturjuwel Wien
Seit Jahrhunderten gehört Wien zu den kulturell bedeutsamsten Städten Europas, was auch den architektonischen Aspekt mit einschließt. Die einstige kaiserliche Reichshaupt- und Residenzstadt ist bis heute vor allem von den Bauwerken um die Wiener Ringstraße aus der Gründerzeit, aber auch von Barock und Jugendstil (Wiener Moderne bzw. Wiener Secessionsstil) geprägt. Die Bewohner der Stadt und kulturinteressierte Touristen aus aller Welt erfreuen sich an architektonischen Schätzen wie dem Schloss Schönbrunn, der Hofburg, dem Stephansdom, dem Schloss Belvedere, dem Wiener Rathaus, dem Wiener Secessionsgebäude sowie zahllosen anderen Bauwerken. Manche haben sogar eine kleine Nachbildung der Athene-Statue vor dem Parlamentsgebäude auf dem Schreibtisch stehen, denn die Hauptfigur auf dem Pallas-Athene-Brunnen ist bekannter als die altgriechischen Darstellungen der Gottheit.
Doch so beeindruckend und kostbar diese Architekturschätze auch sind, sie sind nicht alles, was Wien in architektonischer Hinsicht zu bieten hat. Ab den 1960er Jahren setzte die Wiener Nachkriegsarchitektur neue Akzente in der Stadt und in den 1980ern und 1990ern wurden aufsehenerregende Wohnbauten wie etwa das Haas-Haus, das Hundertwasserhaus, die Wienerberg City mit den Twin Towers oder das Wiener Gasometer errichtet. Schließlich entstanden im neuen Jahrtausend ganz neue Wahrzeichen der Stadt: das MuseumsQuartier und die Donau City. Diese zeitgenössische Architektur Wiens wurde und wird von namhaften Architekten gestaltet, darunter mehreren Pritzker-Preis-Trägern, wie dem Wiener Architekten Hans Hollein. Wien baut also auch heute noch für die Nachwelt und eines der bedeutendsten Projekte ist sicherlich die Donau City.
2. Entstehung der Donau City
Die Donau City liegt unmittelbar neben der Reichsbrücke und ist das stadtzentrumsnächste Viertel am linken Donauufer. Sie ist 8 Minuten mit der U-Bahn von der Wiener Innenstadt entfernt, besitzt zwei direkte Anschlüsse an das Autobahnnetz und bis zum Wiener Flughafen sind es nur 20 Minuten. Der Raum zwischen Donaukanal, Donau, Neuer Donau (linker Seitenarm der Donau) und Alter Donau (ehemaliger Hauptstrom des Flusses) stellt heute den dynamischen Teil des Wiener Donauraumes dar, doch das war nicht immer so. Bis zur Donauregulierung von 1870 bis 1875 verursachte der Fluss in dem Gebiet der heutigen Donau City zahlreiche Überschwemmungen und danach befand sich dort eine Mülldeponie, die für die Internationale Gartenschau von 1964 schrittweise aufgelöst wurde. Der Großteil des Gartenschaugeländes ist im heutigen Donaupark erhalten geblieben. Anlässlich der Gartenschau wurde in den Jahren 1962 bis 1964 auch der Donauturm erbaut, der zum Wahrzeichen dieser Gegend wurde und mit 252 Metern seit der Demontage der Sendemasten Bisamberg im Jahr 2010 das höchste Bauwerk Österreichs ist.
1979 wurde das zwischen dem Donaupark und der Wagramer Straße befindliche Vienna International Centre (VIC) eröffnet, das oft synonym als UNO-City bezeichnet wird. 1987 wurde das VIC durch das Kongresszentrum Austria Center Vienna (ACV) erweitert. Auch das Verkehrsnetz wurde ausgebaut: Bereits1980 wurde die zweite Reichsbrücke wiedereröffnet und seit 1982 ist das nördliche Donauufer per U-Bahn erreichbar. Überdies wurden mit der Neuen Donau sowie der Donauinsel beliebte Freizeitanlagen geschaffen.
Im Mai 1991 wurde nach einer Volksbefragung eine für 1995 geplante Weltausstellung im Wiener Donauraum abgesagt. Da aber die Vorbereitungsarbeiten für die Expo 95 bereits im Gange waren (unter anderem wurde die Mülldeponie durch den Aushub von ganzen 965.000 Tonnen an Abfall endgültig saniert), wollte man das Potenzial des Areals nicht ungenutzt lassen. So wurde 1996 eine schon bei der Expo-Planung in Erwägung gezogene Überplattung der Donauufer Autobahn A22 auf einem Abschnitt von 2.150 m realisiert. Dadurch entstand der Tunnel Kaisermühlen, der heute die Donau City, die Reichsbrücke sowie Wohnhausanlagen im Stadtteil Kaisermühlen unterfährt. Er ist der längste Straßentunnel Wiens und mit einer täglichen Fahrzeugfrequenz von bis zu 100.000 Fahrzeugen die am meisten befahrene Tunnelanlage Österreichs.
Die Überdeckung der Donauufer-Autobahn wurde gewissermaßen als Fundament für eine künftige Bebauung konzipiert. Zu diesem Zweck wurde über dem Fahrraum des Tunnels ein 2,2 Meter hoher Hohlkasten errichtet, in dem sich z. B. Kellerabteile und Technikräume künftiger Neubauten unterbringen lassen. Allerdings hatte die Überplattung der A22 erhebliche Niveauunterschiede im neuen Stadtteil zur Folge, weshalb auch der neue Stadtteil mit einer solchen Überbauung versehen wurde. Auf dieser sog. Donauplatte ist der Auto- und Fußgängerverkehr auf unterschiedlichen Ebenen geregelt und auch für die technische Infrastruktur (Telekommunikation, Wasser, Strom und Fernwärme) gibt es eine eigene Ebene. Das Ebenenkonzept hat in der Donau City bis heute Bestand.
3. Andromeda Tower
Das erste Gebäude, das im neuen Stadtteil Donau City errichtet wurde, ist der Andromeda Tower. Das Hochhaus wurde, genau wie später der Ares Tower und der Saturn Tower, nach einer Figur aus der antiken Mythologie benannt. Das zwischen 1996 und 1998 erbaute Bürohochhaus kommt mit 29 Stockwerken auf eine Dachhöhe von 103,5 m, inklusive der Antennen sogar auf 113 m. Der Turm wird durch seinen ellipsenförmigen Grundriss gekennzeichnet und im Inneren sorgen kantige Raumteiler für einen spannenden Kontrast zur Außenform. Das Gebäude liegt direkt an der Autobahn und U-Bahn ist von weiteren Gebäuden der Donau City, dem VIC und Freizeitmöglichkeiten umgeben. In den unteren Etagen befinden sich Gastronomiebetriebe, Geschäfte und Dienstleistungsunternehmen, während in den geräumigen Einzel- und Gruppenbüros der oberen Etagen verschiedene Unternehmen zu finden sind.
4. Mischek Tower
Im Jahr 2000 wurde nach einer zweijährigen Bauzeit der Mischek Tower eröffnet, der mit einer Höhe von 110 m bis zur Fertigstellung des Hochhauses Neue Donau im Jahr 2002 das höchste Wohngebäude Österreichs blieb. Er wurde aus Betonfertigteilen errichtet und gilt bis heute als das höchste Fertigteilhaus der Welt. Der Turm liegt am Rand der Donau City zwischen dem Donaupark und dem ACV. Somit stellt er eine optische Abgrenzung zwischen Stadt und Park dar. Das aus Betonfertigteilen errichtete Gebäude setzt sich aus dem eigentlichen Hochhaus mit 35 Stockwerken und zwei seitlichen Gebäudeteilen mit jeweils 9 Stockwerken zusammen.
5. Ares Tower
Der Ares Tower wurde in den Jahren 1999 bis 2001 erbaut. Das Hochhaus mit dem geometrischen, eher strengen Design beherbergt in 26 Stockwerken Büros, Konferenzräume, eine Sky-Lobby und eine Cafeteria. Die durch das Gebäude für Menschen unangenehm verstärkten Winde am Boden bzw. auf der Donauplatte wurden durch nachträgliche Aufstellung von Trögen mit hohen Bambuspflanzen gedämpft. Bei später errichteten Bauten, wie den DC Towers nebenan, wurden Winde schon bei der Planung berücksichtigt.
6. Hochhaus Neue Donau und Wohnpark Neue Donau
2002 löste das Hochhaus Neue Donau den Mischek Tower als höchster Wohnbau Wiens ab. Charakteristisch für das ebenfalls 1999 begonnene Bauwerk ist die vorgehängte Kassettenfassade aus Aluminium. Das Gebäude besitzt 33 Stockwerke (32 davon bewohnbar) und erreicht eine Höhe von 120 Metern (zählt man die aufgesetzte Betonskulptur hinzu, kommt es sogar auf 150 m). In den ersten 8 Stockwerken befinden sich hauptsächlich Miet-Büros und darüber Wohnungen und Penthäuser.
Südlich des Hochhauses befindet sich der Wohnpark Neue Donau, eine von der Stadt Wien geförderte, bereits 1998 fertiggestellte Wohnhausanlage. Der auf der Überplattung der Donauuferautobahn gelegene Wohnpark setzt sich aus sieben Wohnblocks zusammen, die zueinander schräg angeordnet sind, damit die Bewohner einen freien Blick auf die Donau genießen können.
7. Tech Gate Vienna und Tech Gate Tower
Der Wissenschafts- und Technologiepark Tech Gate Vienna wurde in zwei Baustufen errichtet. In der ersten Baustufe (1999-2001) der 26 m hohe Bauteil Gate mit 7 Etagen errichtet und in der zweiten Baustufe (2004-2005) folgte der 75 m hohe Tower mit 19 Etagen. Das Tech Gate Vienna verfügt über Büroflächen sowie Räume für Veranstaltungen und Seminare (darunter eine Ring Stage mit Terrasse in der 7. Etage und eine Sky Stage im 19. Stockwerk).
8. Saturn Tower
Der Saturn Tower wurde im Jahr 2004 nach einer Bauzeit von nur einem Jahr fertiggestellt. Das 95 m hohe Bürohochhaus verfügt über 28 Etagen (23 Obergeschosse, ein Untergeschoss und vier Parkgeschosse). Charakteristisch für das Gebäude ist ein Wechselspiel von Erkerelementen und starken Einschnitten. Seine vielen Balkone und Terrassen sowie die großzügigen Glasflächen ermöglichen einen atemberaubenden Ausblick. Und genau wie der Ares Tower besitzt er auch eine Sky-Lobby.
9. Donau City Towers
Die Donau City Towers (auch DC Towers genannt) sind ein Projekt, das bisher nur teilweise fertiggestellt wurde. Als erster der drei geplanten Wolkenkratzer wurde 2013 nach einer dreijährigen Bauzeit der DC Tower 1 fertiggestellt (eröffnet wurde er 2014). Er ist mit 250 m nur zwei Meter niedriger als der sich in der Nähe befindende Donauturm. Damit überragt er das dritthöchste Gebäude Wiens, den Millennium Tower am Handelskai, um ganze 48 m.
Der DC Tower 1 verleiht der gesamten Donau City ein neues und modernes Erscheinungsbild. Die Faltenbildung der Fassade lässt den Turm leicht wirken und ermöglicht es, besondere Lichtverhältnisse und Ereignisse zu spiegeln. Besonders erwähnenswert ist die grüne Bauweise des DC Tower 1, denn der Bau und seine Ausstattung erfüllen die Energie- und Nachhaltigkeitserfordernisse für ein „Green Building“ der EU-Kommission (der Turm wird mit Ökostrom betrieben, verfügt über ein Regenwassermanagement usw.). Im Jänner 2015 wurde der Turm mit der höchsten Qualitätsstufe, dem Platin Status, ausgezeichnet. Im Turm finden ein Fünfsternehotel, Gastronomiebetriebe, ein Fitnessclub mit eigenem Wellnessbereich samt Hallenbad, Sky-Lofts bzw. zweigeschossige Wohnungen und Büroflächen mehr als genug Platz.
Der noch nicht fertiggestellte DC Tower 3 ist ein Wohnturm und soll das größte Studentenhaus Österreichs werden. Daneben soll er auch Appartements für Langzeit-Hotelgäste, gastronomischen Einrichtungen, einem Kindergarten, einem Ärztezentrum, Geschäften und einem Fitnesscenter Platz bieten. Der Bau ist schon weitgehend fortgeschritten und soll heuer oder nächstes Jahr fertiggestellt werden. Geplant ist auch der DC Tower 2, der 180 m in die Höhe ragen und Büros, Geschäfte sowie Mietwohnungen beherbergen soll.
10. Die Zukunft der Donau City
In der Wiener Donau City befinden sich noch andere markante Gebäude wie das Bürogebäude Internationales Zentrum Donaustadt (IZD Tower), das Strabag-Haus oder die Donaucity-Kirche. Etliche Projekte sind noch geplant. Nach ihrer Fertigstellung soll die Donau City einen Mittelpunkt für die schnell wachsenden Stadtteile jenseits der Donau bilden und als zweites Stadtzentrum die Wiener Innenstadt entlasten. Wir dürfen uns also auch in Zukunft auf spannende neue Architektur freuen.
* Titelfoto: Panoramabild der Donau City. Quelle: 123rf.com.