Text: Petra Kickenweitz
Titelfoto: Arne Böhm, aka-architektur
Der zweigeschossige Bestandsbau mit Walmdach und einer großen Gaupe zur Gartenseite wurde 1941 in einer für die Zeit typischen Bauweise im Grazer Vorstadtbezirk Puntigam errichtet. Der in den 1950er Jahren hinzugefügte einseitige Anbau am gartenseitigen Risalit im Bereich des Sockels und Erdgeschosses zerstörte das ursprünglich symmetrische Erscheinungsbild. Die Herstellung der alten Symmetrie und damit die ursprüngliche Charakteristik des Einfamilienhauses war eines der zentralen Entwurfsanliegen des Architekten Arno Böhm.
Der ursprüngliche Wunsch der Bauherrschaft nach einem Ausbau des bestehenden Walmdaches erwies sich aufgrund dessen Geometrie und der sich daraus ergebenen geringen Nutzfläche als nicht wirtschaftlich. Anstelle eines klassischen Dachgeschossausbaus wurde daher eine Aufstockung seitens des Architekturbüros vorgeschlagen. Der neue Bauteil schiebt sich in das bestehende Walmdach, nimmt auf der Straßenseite die Dachneigung auf und präsentiert sich zum Garten hin als kompaktes, leicht abgeschrägtes Volumen. Es sitzt mittig auf dem Risalit, auf der einen Seite bündig mit dem Zubau, auf der anderen um die gleiche Fläche auskragend, und stellt so das symmetrische Gleichgewicht wieder her. Der Zubau aus den 1950er Jahren, in dem sich das Treppenhaus befindet, wurde ins neue Dachgeschoss verlängert. Durch die 2014-15 geplante und fertigstellte Aufstockung mit rund 75 m² Nutzfläche vergrößerte sich die gesamte Nutzfläche des Mehrgenerationenwohnhauses auf rund 212 m².
Die Aufstockung in Holzmassivbauweise setzt sich gartenseitig optisch vom Bestand ab und öffnet sich durch einen über drei Seiten führenden Schlitz in Parapethöhe mittels Fensterband bzw. Loggia. Die Holzfassade, die im Bereich der sichtbaren Unterseite der Auskragung fortgeführt wurde, zeigt den Werkstoff der Konstruktion und verleiht der Aufstockung ihr markantes modernes Äußeres.
Entsprechen den Vorgaben der BauherrInnen wurde im Dachgeschoss ein neues Elternschlafzimmer mit Schrankraum und zusätzlichen Bad errichtet. Diese beiden Nebenräume mit Dachschräge und Dachflächenfenster sind zur Straße hin angeordnet, während sich das Schlafzimmer zum ruhigeren Garten orientiert. Nach dem Aufgang über die neue Treppe aus massiver Lärche gelangt man über eine offene Galerie, die als zusätzlicher Rückzugsbereich dient, zu den Räumen. Von der Galerie aus und von der dem Schlafraum zugeordneten geräumigen, überdachten und nicht einsichtigen Terrasse, genießt man einen attraktiven Ausblick über die Dächer der umgebenden Siedlung.
Die Materialität und Farbgebung zeigt sich innen wie außen minimalistisch reduziert auf Weiß als Wand- und Deckenfarbe, Anthrazit bei den außenliegenden Metallteilen der Alu-Holz-Fenster, den Raffstores mit Z-Lamellen und der Dacheindeckung sowie die natürliche Färbung von Holz. Die Lärchenfassade wird mit der Zeit ergrauen, während sie im Bereich des geschützten Terrassenbelags ihre natürliche Holzfarbe weitgehend behalten wird. Der Bodenübergang von der Terrasse ins Schlafzimmer ist durch die Verwendung von gleich ausgerichteten Lärchendielen als Bodenbelag im Inneren fließend. Im Terrassenbereich wurde die Lärchenvertäfelung an den Wandwangen und der Deckenuntersicht fortgesetzt. Im Schlafraum ist die raumhohe Verglasung ebenfalls in Holz gefasst und als einziger Farbakzent wurden innenliegende wiesengrüne Textilrollos angebracht.
Projekt: Name des Projekts: Architektur: Ort: Planungsjahr: Ausführungsjahr: Nutzfläche: BGF Bruttogesschoßfläche: |
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Auftragnehmer:Dachdeckerei & Spenglerei: |
Technische Informationen:
Konstruktion
Die Aufstockung wurde in Leichtbauweise in Form eines Holzmassivbaus mit Brettsperrholzplatten gefertigt und mit Zellulose-Einblasdämmung gedämmt. Dafür wurde ein Holzständerwerk vorgesetzt, das mit Holzfaserplatten verschlossen wurde. Die Fassade wird durch die horizontal liegende sägeraue Lärchenbretterschalung mit offener Fuge strukturiert. Die Außenwände wurden innenseitig mit einer vorgesetzten Installationsebene beplankt und weiß gestrichen. Die Innenwände wurden in der ebenfalls leichten Trockenbauweise aus Gipskartonständerwerk errichtet.
Statisch liegen die beiden Außenwandscheiben als Träger auf den Außenwänden des gartenseitig vorspringenden Gebäudeteils auf und tragen die Lasten des neuen Daches ab, ohne die nichttragenden Wände im Gebäudeinneren des Bestands zu belasten.
Das Flachdach der Aufstockung ist als Foliendach ausgeführt und vom Straßenraum aus nicht sichtbar. Die Dachschrägen wurden mit einem feinporigen schiefergrauen Betondachstein mit ebenen Erscheinungsbild neu eingedeckt.
Haustechnik
Die Beheizung des Dachgeschosses erfolgt über Wandradiatoren und im Badezimmer über eine Fußbodenheizung, die ans bestehende Heizkörpernetz des Gebäudes angeschlossen wurden.
Galerie