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    Dachgeschossausbau Haus Herbst_ Arne Böhm von aka-architektur

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    Umbauten und Zubauten zählen im Kontext städtischer Verdichtung wohl zu den interessantesten Bauaufgaben für ArchitektInnen. Vor allem im Bereich des Dachgeschossausbaus gibt es vielerorts noch ungenutzte Flächenreserven. Mit der Aufstockung eines Grazer Einfamilienhauses zeigt der Architekt Arne Böhm von aka-architektur, welche Gestaltungspotenziale solche Bestandsgebäude bieten und wie mit einfachen Mitteln und ohne großen technisch-statischen Aufwand eine gelungene Synergie zwischen Alt und Neu entstehen kann.

    Text: Petra Kickenweitz
    Titelfoto: Arne Böhm, aka-architektur

    Der zweigeschossige Bestandsbau mit Walmdach und einer großen Gaupe zur Gartenseite wurde 1941 in einer für die Zeit typischen Bauweise im Grazer Vorstadtbezirk Puntigam errichtet. Der in den 1950er Jahren hinzugefügte einseitige Anbau am gartenseitigen Risalit im Bereich des Sockels und Erdgeschosses zerstörte das ursprünglich symmetrische Erscheinungsbild. Die Herstellung der alten Symmetrie und damit die ursprüngliche Charakteristik des Einfamilienhauses war eines der zentralen Entwurfsanliegen des Architekten Arno Böhm.

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    Der neue Baukörper der Aufstockung schiebt sich in die bestehende Dachhaut ein. Die beiden gegenüberliegenden schrägen Außenwände verleihen dem Baukörper eine dynamisch wirkende Spannung. (Grafik: Arne Böhm, aka-architektur

    Der ursprüngliche Wunsch der Bauherrschaft nach einem Ausbau des bestehenden Walmdaches erwies sich aufgrund dessen Geometrie und der sich daraus ergebenen geringen Nutzfläche als nicht wirtschaftlich. Anstelle eines klassischen Dachgeschossausbaus wurde daher eine Aufstockung seitens des Architekturbüros vorgeschlagen. Der neue Bauteil schiebt sich in das bestehende Walmdach, nimmt auf der Straßenseite die Dachneigung auf und präsentiert sich zum Garten hin als kompaktes, leicht abgeschrägtes Volumen. Es sitzt mittig auf dem Risalit, auf der einen Seite bündig mit dem Zubau, auf der anderen um die gleiche Fläche auskragend, und stellt so das symmetrische Gleichgewicht wieder her. Der Zubau aus den 1950er Jahren, in dem sich das Treppenhaus befindet, wurde ins neue Dachgeschoss verlängert. Durch die 2014-15 geplante und fertigstellte Aufstockung mit rund 75 m² Nutzfläche vergrößerte sich die gesamte Nutzfläche des Mehrgenerationenwohnhauses auf rund 212 m².

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    Gartenseitig zeigt sich die Aufstockung als vollwertiges Geschoss. (Foto: Arne Böhm, aka-architektur)

    Die Aufstockung in Holzmassivbauweise setzt sich gartenseitig optisch vom Bestand ab und öffnet sich durch einen über drei Seiten führenden Schlitz in Parapethöhe mittels Fensterband bzw. Loggia. Die Holzfassade, die im Bereich der sichtbaren Unterseite der Auskragung fortgeführt wurde, zeigt den Werkstoff der Konstruktion und verleiht der Aufstockung ihr markantes modernes Äußeres.

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    Das neue dritte Geschoss dient mit der offenen Galerie und Terrasse den Eltern auch als Rückzugsort. (Plan: Arne Böhm, aka-architektur)

    Entsprechen den Vorgaben der BauherrInnen wurde im Dachgeschoss ein neues Elternschlafzimmer mit Schrankraum und zusätzlichen Bad errichtet. Diese beiden Nebenräume mit Dachschräge und Dachflächenfenster sind zur Straße hin angeordnet, während sich das Schlafzimmer zum ruhigeren Garten orientiert. Nach dem Aufgang über die neue Treppe aus massiver Lärche gelangt man über eine offene Galerie, die als zusätzlicher Rückzugsbereich dient, zu den Räumen. Von der Galerie aus und von der dem Schlafraum zugeordneten geräumigen, überdachten und nicht einsichtigen Terrasse, genießt man einen attraktiven Ausblick über die Dächer der umgebenden Siedlung.

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    Schlafzimmer und Terrasse sind uneinsichtig und von der Straße abgeschirmt. (Foto: Arne Böhm, aka-architektur)

    Die Materialität und Farbgebung zeigt sich innen wie außen minimalistisch reduziert auf Weiß als Wand- und Deckenfarbe, Anthrazit bei den außenliegenden Metallteilen der Alu-Holz-Fenster, den Raffstores mit Z-Lamellen und der Dacheindeckung sowie die natürliche Färbung von Holz. Die Lärchenfassade wird mit der Zeit ergrauen, während sie im Bereich des geschützten Terrassenbelags ihre natürliche Holzfarbe weitgehend behalten wird. Der Bodenübergang von der Terrasse ins Schlafzimmer ist durch die Verwendung von gleich ausgerichteten Lärchendielen als Bodenbelag im Inneren fließend. Im Terrassenbereich wurde die Lärchenvertäfelung an den Wandwangen und der Deckenuntersicht fortgesetzt. Im Schlafraum ist die raumhohe Verglasung ebenfalls in Holz gefasst und als einziger Farbakzent wurden innenliegende wiesengrüne Textilrollos angebracht.

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    Der Übergang von innen nach außen ist im Schlafzimmer fließend und schwellenlos. (Foto: Arne Böhm, aka-architektur)

    Projekt:

    Name des Projekts:                                                   
    Dachgeschossausbau Einfamilienhaus Herbst

    Architektur:
    Arne Böhm, aka-architektur, 8010 Graz

    Ort:      
    Graz                                                                  

    Planungsjahr:
    2014

    Ausführungsjahr:
    2015

    Nutzfläche:
    212m² davon 75 m² Aufstockung

    BGF Bruttogesschoßfläche:
    328m²

     

    Auftragnehmer:

    Dachdeckerei & Spenglerei:
    Griessdach OSKAR GRIESS GMBH, 8530 Deutschlandsberg

     

    Technische Informationen:

    Konstruktion

    Die Aufstockung wurde in Leichtbauweise in Form eines Holzmassivbaus mit Brettsperrholzplatten gefertigt und mit Zellulose-Einblasdämmung gedämmt. Dafür wurde ein Holzständerwerk vorgesetzt, das mit Holzfaserplatten verschlossen wurde. Die Fassade wird durch die horizontal liegende sägeraue Lärchenbretterschalung mit offener Fuge strukturiert. Die Außenwände wurden innenseitig mit einer vorgesetzten Installationsebene beplankt und weiß gestrichen. Die Innenwände wurden in der ebenfalls leichten Trockenbauweise aus Gipskartonständerwerk errichtet.
    Statisch liegen die beiden Außenwandscheiben als Träger auf den Außenwänden des gartenseitig vorspringenden Gebäudeteils auf und tragen die Lasten des neuen Daches ab, ohne die nichttragenden Wände im Gebäudeinneren des Bestands zu belasten.
    Das Flachdach der Aufstockung ist als Foliendach ausgeführt und vom Straßenraum aus nicht sichtbar. Die Dachschrägen wurden mit einem feinporigen schiefergrauen Betondachstein mit ebenen Erscheinungsbild neu eingedeckt.

    Haustechnik

    Die Beheizung des Dachgeschosses erfolgt über Wandradiatoren und im Badezimmer über eine Fußbodenheizung, die ans bestehende Heizkörpernetz des Gebäudes angeschlossen wurden.

    Galerie

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    Der Altbestand war ursprünglich symmetrisch aufgebaut, der erdgeschossige Zubau wurde in den 1950er Jahren angefügt. (Foto: Arne Böhm, aka-architektur)
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    Die überdachte Terrasse ist innenseitig komplett mit Lärche verkleidet und verleiht eine gemütliche, heimelige Raumwirkung.
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    Die Auskragung ist von der Straßenseite aus kaum sichtbar und schiebt sich in die bestehende Dachhaut ein. Die Dachdecker- und Spenglerarbeiten wurden von der Dachdeckerei Griessdach ausgeführt.(Foto: Arne Böhm, aka-architektur)

     

     

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    Autor: Daibau Magazin

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