Im Beitrag:
1. Vorteile der Eigenleistung
1.1 Weniger Handwerkerkosten
Der überzeugendste Grund für das Bauen mit Eigenleistung ist die Reduktion der Baukosten, da durch eigene Arbeitsleistung weniger Handwerkerkosten anfallen. In jeder Bauphase sind lohnintensive Gewerke am Bau beteiligt, doch viele Arbeiten verzeihen kleine Ungenauigkeiten und können daher auch von Bauneulingen ohne Handwerkerausbildung durchgeführt werden. Wie viel genau Sie durch Eigenleistung sparen können, hängt davon ab, wie viel Zeit Sie investieren und welche Tätigkeiten Sie übernehmen. Doch Vorsicht: Bauherren neigen diesbezüglich zur Selbstüberschätzung! In der Regel lassen sich die Baukosten durch eigene Arbeitsleistung um 5 bis 10 % senken, professionelle Handwerker, die viel Zeit investieren möchten, können diesen Prozentsatz noch etwas erhöhen.
1.2 Leichtere Kreditvergabe
Darüber hinaus akzeptieren manche Kreditinstitute die sog. Muskelhypothek und rechnen Eigenleistung wie Eigenkapital an. Als Muskelhypothek bezeichnet man umgangssprachlich den Betrag, der aufgrund der Eigenleistung des Bauherrn nicht finanziert werden muss. Für die Vergabe eines Baukredits setzen die meisten Banken Eigenkapital in Höhe von 10 bis 30 % der Gesamtsumme voraus. Falls Sie nicht über genügend Eigenkapital verfügen, können Sie einen Teil durch Muskelhypothek ersetzen. Freuen Sie sich jedoch nicht zu früh: Dieser Anteil ist eher gering (meistens 5 %), da Banken verständlicherweise kein zu hohes Risiko eingehen wollen.
1.3 Vorteile beim Bauen
Ein Bauherr, der auch selber Hand anlegt, beschäftigt sich intensiver mit den einzelnen Bauschritten und eignet sich dabei einiges an Fachwissen an. Dies ermöglicht es ihm, effizienter mit den Handwerkern vor Ort zu kommunizieren, Preis- und Terminverhandlungen zu führen und Baumängel selbst zu erkennen. Außerdem kommt ihm dieses Wissen in Zukunft bei kleinen Sanierungen oder Montagearbeiten zugute. Und letztlich erfüllt das Wissen um den eigenen Beitrag zum Bau des gemütlichen Zuhauses einen auch mit Stolz.
2. Nachteile der Eigenleistung
2.1 Mangelnde Kompetenz
Die meisten Bauherren verfügen über keine spezifische Ausbildung und können nur einfache Tätigkeiten in Eigenleistung erbringen. Zudem besteht auf einer Baustelle immer auch Unfallgefahr. Wenn Freunde und Verwandte freiwillig mithelfen, ist das Abschließen einer Bauhelfer-Unfallversicherung sinnvoll.
2.2 Großer Zeitaufwand
Bauherren, die beim Hausbau selber mit anpacken möchten, brauchen vor allem viel Zeit, die viele Menschen heutzutage nicht haben. Wenn Sie über das Einsparungspotenzial durch Eigenleistung nachdenken, fragen Sie sich auch, ob Sie für den Hausbau Urlaub nehmen und deshalb Gehaltseinbußen in Kauf nehmen müssen. Was ist dann höher: die Kostenersparnis auf der Baustelle oder die Gehaltseinbußen durch ausbleibende Provisionen, den Verzicht auf Überstunden usw. Viele Menschen möchten ihre wenige Freizeit auch lieber mit ihrer Familie verbringen als auf der Baustelle. Und falls Sie sich für Eigenleistung entschieden haben, kann Ihnen auch etwas dazwischenkommen, sodass Sie Ihre Eigenleistungen nicht im geplanten Zeitraum durchführen können. In diesem Fall kommt es zu Verzögerungen auf der Baustelle. Deshalb ist schlüsselfertiges Bauen viel stressfreier und zuverlässiger.
2.3 Mögliche Haftungsprobleme
Das Risiko von Haftungsproblemen ist neben dem großen Zeitaufwand der größte Nachteil des Bauens mit Eigenleistung. Eigenleistungen müssen vorab mit dem Bauführer besprochen werden. Trotzdem besteht das Risiko, dass im Falle von Baumängeln oder Schäden jeder die Verantwortung beim anderen sucht.
3. Was darf man selber machen?
Auf der Baustelle selber mit anzupacken ist nicht verboten, doch die diesbezüglichen Vorschriften sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Grundsätzlich darf man überall nur jene Arbeiten selber übernehmen, für die keine spezielle Gewerbeberechtigung, Zulassungsprüfung oder Ähnliches notwendig ist. Bewilligungspflichtige Arbeiten müssen zumindest von Profis begleitet werden. So muss etwa in Wien bei allen bewilligungs- und anzeigepflichtigen Bauarbeiten (Neu-, Zu- und Umbauten, Loggienverglasungen, Fenstereinbau usw.) ein zugelassener Bauführer anwesend sein. Für den Bau eines Gartenhäuschens mit bis zu 12 m2 Grundfläche und 2,5 m Höhe ist dagegen keine professionelle Unterstützung vorgeschrieben. Hier sieht man auch, warum Eigenleistung beim Innenausbau leichter zu erbringen ist: Bei Fliesenverlegung oder Tapezierung entsteht auch bei fehlenden Fachkenntnissen keine Gefahr (andere Leistungen, wie beispielsweise Elektroinstallationen, dürfen jedoch nur von Fachleuten durchgeführt werden).
4. Was kann man selber machen?
Die infrage kommenden Arbeiten hängen von den handwerklichen Fähigkeiten des Bauherrn ab. Wenn Sie von Beruf Handwerker oder zumindest ein geübter Heimwerker sind, können Sie viel mehr selber machen, als wenn Sie in diesem Bereich keine Erfahrung haben. Bauherren, die wenig Erfahrung mit handwerklichen Tätigkeiten haben, sollten sich auf einfache Tätigkeiten konzentrieren. Dazu gehören vor allem Hilfsarbeiten wie das Tragen von Baumaterialien (eine typische Arbeit ist der Transport von Beton mit dem Schubkarren), das Entsorgen von Bauabfällen und Verpackungsmaterial, oder diverse Kleinarbeiten (z. B. das Halten einer Leiter). Und auch wenn Sie keine Erfahrung mit Malerarbeiten haben, können Sie etwa den Keller ausmalen, und sich vielleicht danach sogar an Wohnräume wagen. Geschickte Heimwerker und hauptberufliche Handwerker können sogar bei anspruchsvollen Arbeiten helfen (z. B. beim Ziegellegen und beim Aufmauern).
5. Eigenleistung beim Innenausbau
Wie wir gesehen haben, bietet die Muskelhypothek beim Hausbau zwar durchaus einige Vorteile, doch diese sind nicht so groß, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Durch mangelndes Fachwissen und gesetzliche Regulierungen sind die Möglichkeiten des Eigenengagements von Bauherren sehr beschränkt. Andererseits sind der oft unterschätzte Zeitaufwand und mögliche Haftungsprobleme gewichtige Argumente gegen die Eigenleistung beim Hausbau. Deshalb verlagert sich die Eigenleistung zunehmend auf den Innenausbau.
Wenn Sie ein geschickter Handwerker sind und ausreichend Zeit für den Innenausbau haben, können Sie statt eines schlüsselfertigen Hauses ein belagsfertiges Haus bestellen, bei dem die Arbeiten in den Innenräumen (Parkettboden und Fliesen verlegen, Bad einbauen usw.) erst noch ausgeführt werden müssen. Wenn Sie diese Arbeiten in Eigenleistung ausführen, benötigen Sie einen geringeren Kreditbetrag und sparen sich die Handwerkerkosten (Sie müssen nur das Material bezahlen). „Belagsfertig“ ist kein einheitlich definierter Begriff, deshalb sollten Sie als Bauherr immer prüfen, was genau die Baufirma darunter versteht. In der Regel bieten Baufirmen und Fertighausanbieter Häuser in unterschiedlichen Fertigstellungsstufen an. Sie können die für Sie passende Fertigstellungsstufe wählen und sich dann an die Arbeit machen. Neben dem Innenausbau ist auch Gartengestaltung ein Bereich, in dem Sie vieles in Eigenleistung durchführen können.