1. Rohbau
Eine rechtsverbindliche Definition für den Begriff Rohbau gibt es nicht. Im Unternehmen Orhan Bau – Ing. Idris Orhan aus Villach erzählt man uns, dass allgemein als Rohbau ein Bauwerk bezeichnet wird, dessen Außenhülle einschließlich der Dachdeckung fertiggestellt ist. Ein Rohbau verfügt noch über keine Fenster oder Türen (dies zählt zum Innenausbau), keine Fassadenverkleidung und keinen Innenausbau. Der Rohbau wird oft auch als 3. Bauphase bezeichnet, wobei mit der 1. Bauphase die Entwurfsplanung, mit der 2. Bauphase die Genehmigungs- und Ausführungsplanung (Einreichplan, Ausführungsplan und Leistungsverzeichnis), mit der 4. Bauphase der Innenausbau und mit der 5. Bauphase die Abnahme gemeint ist.
An der Errichtung des Rohbaus sind viele Gewerke beteiligt, denn sie umfasst sämtliche Arbeiten an der Gebäudehülle von der Erschließung des Grundstücks bis zum fertigen Rohbau. Damit nimmt der Rohbau einen Großteil aller beim Gebäudebau erforderlichen Bauarbeiten und fast die Hälfte der Gesamtbaukosten für ein bezugsfertiges Einfamilienhaus ein. Die Dauer der Rohbauphase hängt von der Bauweise ab: beim Massivbau dauert sie viel länger (beim Ziegelbau in der Regel etwa 3 oder 4 Wochen) als beim Bau eines Fertighauses (hier werden oft nur 2 bis 3 Tage benötigt, manchmal sogar nur ein Tag). Der Rohbau definiert die Kontur des Gebäudes und bestimmt das spätere Raumklima. Deshalb ist eine qualitativ hochwertige Ausführung des Rohbaus von ausschlaggebender Bedeutung für die spätere Raumqualität.
2. Hochbau und Tiefbau
Bei der Errichtung von Bauwerken wird zwischen dem Hochbau und dem Tiefbau unterschieden. Mit dem Begriff Hochbau ist jener Teil des Bauwerkes gemeint, der oberhalb der Geländeebene (Erdoberfläche) errichtet wird und somit sichtbar ist (Erdgeschoss und obere Stockwerke). Der Tiefbau umfasst alle Bauwerk-Elemente, die sich unterhalb der Geländelinie bzw. unter der Erdoberfläche befinden (Keller und die im Boden eingelassenen Fundamente). Beides ist Teil des Rohbaus.
3. Massivbau und Skelettbau
Der Rohbau stellt auch das Tragwerk des Gebäudes dar. Je nach Baumaterial und Konstruktion des Gebäudes sind mehrere Gewerke an der Errichtung eines Rohbaus beteiligt. Ein Rohbau kann als Stahlbau, Stahlbetonbau, Mauerwerksbau oder als Holzbau errichtet werden. Diese Konstruktionen können in Massivbauweise oder in Skelettbauweise gebaut werden.
Die Massivbauweise umfasst alle Konstruktionen, bei denen es keine Trennung zwischen tragenden und raumabschließenden Funktionen gibt. Das bedeutet, dass Wände und Decken auch die statisch tragende Funktion übernehmen. Aus diesem Grund kommen in der Regel Wände aus Mauerwerk, Beton oder Stahlbeton zum Einsatz, da diese Baumaterielien die geeigneten Eigenschaften aufweisen. Beim Skelettbau hingegen wird die tragende Funktion von einzelnen Stützen und Streben übernommen, zwischen denen sich die nichttragenden Gefache befinden. Meist werden bei der Skelettbauweise Holz, Dtahl oder Stahlbeton verwendet. Im Privathausbau wird heute allerdings viel stärker zwischen Massiv- und Fertigbauweise unterschieden, da Skelettbauweisen in diesem Bereich nicht mehr üblich sind.
Stahlbeton wird für Wände und Decken in der Massivbauweise verwendet, als Alternative zum Massivbau steht aber auch Stahlbetonskelettbau zur Verfügung. Stahl wird aufgrund seiner Linienform im Regelfall nur im Skelettbau eingesetzt. Holz ist sowohl für die Skelettbauweise (Holzriegelhaus) als auch für die Massivbauweise (Holzmassivhaus und Blockhaus) geeignet. Ein Mauerwerksbau wird aus einzelnen Mauersteinen errichtet. Bei den zur Anwendung kommenden Mauersteinen kann es sich um Natursteine oder künstliche Steine (z. B. Lehmziegel, Mauerziegel oder Hohlblocksteine) handeln, die mit oder ohne Mörtel in einem Mauerwerksverband miteinander verbunden werden.
4. Ablauf der Rohbauphase
Der im Folgenden beschriebene Ablauf der Rohbauphase gilt für ein klassisches Ziegel-Massivhaus, denn trotz steigender Beliebtheit von Fertighäusern und Holzriegelhäusern stehen Ziegelbauten in Österreich nach wie vor an erster Stelle, hören wir im Unternehmen Orhan Bau – Ing. Idris Orhan. Das Bauen mit dem Naturwerkstoff Ziegel ist aufgrund des Klimas mit den kalten und feuchten Wintern und der heimischen Bautradition auch am geeignetsten.
Nachdem der Bauleiter (Polier) den Baugrund vermessen und abgesteckt hat, beginnen mit der Herrichtung des Grundstücks die Arbeiten am Rohbau. Versorgungsleitungen werden geschützt, vorhandene Gebäude abgerissen, Altlasten und störende Vegetation beseitigt. Darauf folgt bei unterkellerten Gebäuden eine Baugrube. Abhängig von der Zusammensetzung des Erdreichs (Sand, nackter Fels usw.) und den Platzverhältnissen muss die Baugrube vorschriftsgemäß gesichert werden. Es wird entweder eine Geböschte Baugrube oder ein Baugrubenverbau (etwa mit rückverankerter Bohrpfahlwand) ausgeführt. Es darf nicht vergessen werden, dass die Baustelle auch eingerichtet werden muss (Baustellenstrom, Wasseranschluss, Baustellenzufahrt, Entsorgungscontainer, Baustellen-WC, Sicherungsmaßnahmen). Der nächste Schritt ist die Fundamentlegung: Punktfundamente (Einzelfundamente), Streifenfundamente oder Fundamentplatte (Sohlplatte), eventuell weiße Wanne; Verlegung der Versorgungsleitungen, Abdichtungsarbeiten. Das Kellergeschoss wird errichtet und ein Drainagen-System installiert. Ein Haus benötigt eine Bodenplatte. Fachlich wird mit diesem Begriff das Plattenfundament bezeichnet, umgangssprachlich dagegen auch die nichttragende Bodenplatte über einem Streifenfundament. Auf der Bodenplatte werden die Außen- und dann der Innenwände hochgezogen. Der nächste Schritt besteht im Gießen der Zwischendecken und Bau der gewünschten Betontreppen. Abschließend wird die Dachkonstruktion (ohne Dachdeckung) gebaut. Dann ist der Rohbau fertiggestellt und das Richtfest kann gefeiert werden.