Im Beitrag:
1. Massivholz und Holzwerkstoffplatten
1.1 Massivholz, Vollholz, Echtholz …
Die Begriffe Massivholz und Vollholz werden meistens synonym verwendet, was bei näherer Betrachtung jedoch nicht mehr gänzlich stimmt. Der Begriff Vollholz meint ein Holzstück, das im Ganzen aus dem Stamm eines Baumes gesägt wurde und deshalb aus einem natürlich gewachsenen, durchgehenden Stück Holz besteht (also Rundholz oder Schnittholz). Schnittholz kommt in Form von Brettern, Latten, Bohlen, Balken und Kanthölzern zum Einsatz.
Massivholz besteht ebenfalls vollständig aus echtem Holz, aber nicht unbedingt aus einem durchgehenden Holzstück. Auch Leimholz ist Massivholz: Große Holzstücke werden miteinander verbunden und verleimt, sodass ein- oder mehrlagige Massivholzplatten entstehen.
Echtholz bedeutet dagegen nur, dass das Produkt aus Holz besteht (obwohl sich das Wort für viele Laien nach Vollholz anhört). Deshalb kann beispielsweise auch Furnierholz als Echtholz bezeichnet werden. Lassen Sie sich also nicht in die Irre führen.
1.2 Konstruktionsvollholz (KVH)
Natürlich gewachsenes, durchgehendes Vollholz ist ein sehr beliebtes Material. Seine Eigenschaften sind je nach verwendeter Holzart etwas unterschiedlich, doch grundsätzlich weist es gute bauphysikalische Eigenschaften auf, wenn auch mit einigen Nachteilen (z. B. Anfälligkeit für Rissbildung). Besonders hochwertiges Bauholz, das genau festgelegte Qualitätseigenschaften aufweist (nach ÖNÖRM EN 15497), wird als Konstruktionsvollholz (KVH) bezeichnet. Meistens wird es aus europäischer Fichte hergestellt, die hohe Qualitätsstandards erfüllen und gemäß ÖNORM DIN 4074-1 visuell oder maschinell sortiert werden muss. KVH neigt kaum zur Rissbildung, hat weniger Astanteile und ist ausgesprochen formstabil.
1.3 Holzwerkstoff
Insbesondere zur Herstellung von Möbeln und Bodenbelägen werden statt Voll- bzw. Massivholz sehr häufig Holzwerkstoffe verwendet. Diese bestehen aus verschiedenen Typen von zerkleinertem Holz (Grob- bis Feinspäne, Streifen, Holzwolle usw.), die unter Druck verpressten und mit Klebstoff oder mineralischen Bindemitteln verklebt werden. Durch das Zerkleinern und erneute Zusammenfügen der Holzteilchen wird vor allem das Quell- und Schwundverhalten des Holzes bei Feuchtigkeit oder Trockenheit ausgeglichen. Zu ihrer Herstellung werden oft Abfallprodukte wie z. B. Späne verwendet, die sich ansonsten kaum noch wirtschaftlich sinnvoll nutzen lassen. Produkte wie Kaufhausmöbel und Fertigparkett bestehen größtenteils aus Holzwerkstoffen, da diese wesentlich günstiger sind als Voll- bzw. Massivholz.
2. Eigenschaften von Massivholz
Voll- bzw. Massivholz wird höher geschätzt als Holzwerkstoff, doch aufgrund der gestiegenen Verarbeitungs- und Transportkosten sind Massivholzprodukte heute für viele Menschen kaum erschwinglich. Zwischen den einzelnen Holzarten gibt es große Unterschiede hinsichtlich Härte, Harzanteil, Farbe usw., weshalb darauf zu achten ist, für jeden Anwendungsbereich das richtige Holz zu wählen.
Massivholz ist ein Material, das sich durch besondere Eigenschaften auszeichnet, die sich stark von den Eigenschaften künstlicher Materialien unterscheiden. Ähnlich wie beim Menschen kann man auch bei Holz von einer eigenen anatomischen Struktur sprechen. Natürlich gewachsenes Holz ist porös, weshalb es Wärme schlecht leitet und daher als Wärmedämmstoff gut geeignet ist. Eine besondere Eigenschaft ist das Arbeiten des Holzes, womit das durch Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen bedingte Schwinden, Quellen, Verziehen und Reißen des Holzes gemeint ist.
Massivholz wird auf unterschiedliche Weise behandelt (z. B. durch Kesseldruckimprägnierung), um seine Haltbarkeit, Formstabilität sowie Beständigkeit gegen Schädlingsbefall und Fäulnis zu verbessern. Zum Schutz vor Regenwasser und Staunässe ist der konstruktive Holzschutz besonders wichtig.
3. Holzwerkstoff – verschiedene Arten
Es gibt unterschiedliche Arten von Holzwerkstoffen bzw. Holzwerkstoffplatten. Da sie aus minderwertigen Holzpartikeln (oft aus Abfallprodukten wie Holzspänen) hergestellt werden, sind sie ökologisch und zugleich kostengünstig. Holzwerkstoffe werden stetig weiterentwickelt und an die wechselnden Bedürfnisse des Marktes angepasst. Je nach Art der verwendeten Strukturelemente (Holzteilchen) werden Holzwerkstoffe in mehrere Kategorien unterteilt: Vollholzwerkstoffe, Furnierwerkstoffe, Holzspanwerkstoffe, Holzfaserwerkstoffe und Verbundwerkstoffe. Die gängigsten Holzwerkstoffe sind:
3.1 Furnierschichtholz (FSH)
Furnierschichtholz besteht aus dünnen Furnieren (hauptsächlich aus Nadelholz), die überwiegend im Faserverlauf parallel liegend verleimt werden. FSH ist äußerst formstabil und vielfältig einsetzbar (Träger, Stützen, Dachsparren, Pfetten, Deckenbalken usw.).
3.2 Sperrholz
Sperrholz ist ein Vollholzwerkstoff aus mindestens drei miteinander verleimten und verpressten Holzlagen. Weil die Holzlagen über Kreuz verleimt werden, arbeitet Sperrholz so gut wie nicht mehr (es ist „abgesperrt“). Eine besonders hochwertige Sperrholzart ist Brettsperrholz (BSP/CLT), das im modernen Holzbau zur Herstellung von Böden, Wänden und Decken verwendet wird.
3.3 Holzfaserplatte
Holzfaserplatten werden aus einzelnen Holzfasern, Faserbündeln oder Faserbruchstücken hergestellt, die aus Sägenebenprodukten oder Resthölzern gewonnen werden. Besonders bekannt ist die mitteldichte Faserplatte (MDF), die für Möbel- und Küchenfronten, als Trägerplatte für Laminatfußböden und zu vielen anderen Zwecken eingesetzt wird.
3.4 Spanplatte
Spanplatten werden aus Spänen und Bindemittel hergestellt. Beschichtete und unbeschichtete Spanplatten kommen in der Möbelindustrie, in der Bauindustrie und im Innenausbau zur Anwendung. Zu den bekanntesten Spanplattenarten gehört die Grobspanplatte bzw. OSB-Platte.
4. Spanplatte, OSB-Platte und MDF-Platte
Angesichts der Bandbreite unterschiedlicher Plattenwerkstoffe hat man die Qual der Wahl. Obwohl sich Holzfaserplatten und Spanplatten auf den ersten Blick kaum unterscheiden, hat jede dieser Holzwerkstoffplatten ihre individuellen Vor- und Nachteile. Die drei gängigsten Varianten sind die gewöhnliche Spanplatte, die OSB-Platte und die MDF-Platte. Sehen wir und diese etwas genauer an.
4.1 Gewöhnliche Spanplatte
Die gewöhnliche oder „normale“ Spanplatte bestehen aus sehr feinen Spänen (meist Holzabfälle), die verklebt und zu Platten verpresst werden. Spanplatten sind nicht direkt lackierbar und haben unbehandelt eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme, deshalb werden sie häufig beschichtet (furniert). Gewöhnliche Spanplatten sind sehr günstig, nachhaltig und leicht (Festigkeit und Gewicht hängen von der Rohdichte der Platte ab).
4.2 OSB-Platte (Grobspanplatte)
Die OSB-Platte besteht aus den gröbsten, bis zu 20 cm langen Spänen und wird daher auch Grobspanplatte genannt. Die Platten werden in unterschiedlichen Qualitätsklassen (OSB 1 bis OSB 4) angeboten. Die Festigkeit von OSB-Platten ist etwa zwei- bis dreimal höher als die von gewöhnlichen Spanplatten, weshalb sie häufig als aussteifendes Beplankungsmaterial für Holzbau- und Trockenbauwände verwendet werden. Wie alle Spanplatten haben auch Grobspanplatten eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme und sind nicht direkt lackierbar.
4.3 MDF-Platte (mitteldichte Faserplatte)
Holzfaserplatten sind nach Spanplatten der am meisten verwendete Holzwerkstoff. Im Herstellungsverfahren wird das Holt bis zur Faserebene des Baumstamms zerkleinert, weshalb die Plattenoberfläche sehr fein und homogen ist. MDF-Platten sind in verschiedenen Farben erhältlich und lassen sich auf vielfältige Weise behandeln und lackieren. Das Lackieren ist jedoch sehr anspruchsvoll und wenn eine MDF-Platte feucht wird, quillt sie extrem auf.
5. Massivholz vs. Holzwerkstoff
Die Herstellung von Holzwerkstoffplatten ist mit energieaufwändigen technologischen Prozessen verbunden und beinhaltet den Einsatz von Chemikalien, Klebstoffen und Harzen, die oft gesundheitsschädlich sind. Massivholzmöbel hingegen stellen eine umweltfreundliche und ästhetische Option dar. Durch die sorgfältige Auswahl und Verarbeitung von Massivholz ist es möglich, Produkte zu fertigen, die extrem langlebig und nicht zu teuer sind. Im Möbelbau werden nur besonders hochwertige Holzstücke verwendet, die keine Mängel wie Einschlüsse, Astlöcher oder Risse aufweisen.
Im Bauwesen bekommen die in Skelettbauweise gebauten und mit verschiedenen Holzwerkstoffen beplankten Holzriegelhäuser immer stärkere Konkurrenz durch Massivholzhäuser, die in Massivbauweise mit flächigen Vollholzscheiben gebaut werden. Beim Bau von Carports oder Terrassenüberdachungen kann Vollholz bei Beachtung der Regeln des konstruktiven Holzschutzes auch ohne vorbeugenden chemischen Holzschutz verwendet werden.