Im Beitrag:
1. Naturstein – ein altes Baumaterial
Marmor und andere Natursteine stehen seit Jahrhunderten für Reichtum und Macht. Natursteinplatten werden seit jeher für Boden- und Wandbeläge in Wohnräumen verwendet. In den alten Zivilisationen Persiens, Griechenlands und Italiens war ein großer Arbeitsaufwand erforderlich, um Stein aus einem Steinbruch zu einem fertigen Produkt zu verarbeiten, weshalb sich nur die wohlhabendsten Bevölkerungsschichten Naturstein in ihren Behausungen leisten konnten. In heutiger Zeit ist Naturstein dank moderner Technologie für viel mehr Menschen erschwinglich, doch trotzdem bleibt es ein anspruchsvolles Baumaterial, das seine edle Aura weiterhin bewahrt.
2. Herstellung von Natursteinfliesen und Natursteinplatten
Obwohl der Prozess der Natursteingewinnung aus Steinbrüchen bei allen Gesteinsarten sehr ähnlich abläuft, gibt es doch geringfügige Unterschiede. Ob Marmor, Granit, Schiefer, Kalkstein oder Travertin – der Stein muss zunächst aus im Steinbruch abgebaut werden. Steinbrüche befinden sich in der Regel in bergigen oder hügeligen Gebieten und in einiger Entfernung zu Städten. Der Abbau erfolgt unter Einsatz von Diamant-Sägeseilen und Bohrern. Die Steinblöcke müssen gut gesichert werden, da sie sehr schwer sind und Unfälle schwere Folgen haben würden.
2.1 Zuschnitt von Steinblöcken zu Steinplatten
Der aus der Steinwand geschlagene Steinblock, der immer noch gesichert an seinem Platz steht, wird in kleinere Blöcke geschnitten, die immer noch mehrere Tonnen wiegen und mit Kränen auf riesige Lastwagen gehoben werden. Die Lastwagen bringen die Blöcke zur Schneidestation, wo sie mit Spezialsägewerkzeugen in kleinere Scheiben zerschnitten werden, ähnlich wie eine Brotschneidemaschine einen Brotlaib in Scheiben schneidet. In Marmorsteinbrüchen werden Sägewerkzeuge verwendet, die den Stein in besonders dünne Scheiben schneiden.
2.2 Polieren der Steinplatten
Anschließend durchlaufen die Steinplatten eine Poliermaschine. Das Verfahren beginnt mit einem Grobschliff mit diamantbestückten Schleifwerkzeugen. In weiteren Arbeitsschritten werden immer feinere Schleifwerkzeuge verwendet, bis die Platten fein genug poliert sind. Nun werden sie verpackt und per Lastwagen zu Vertriebseinrichtungen versandt. Von dort geht es per Lkw oder Schiff zu Großhändlern und schließlich zu den einzelnen Verkaufsstellen.
3. Welche Vorteile bietet Naturstein?
3.1 Naturstein besitzt eine edle Optik
Seine elegante Optik ist der Hauptgrund dafür, dass Naturstein heutzutage immer häufiger in Badezimmern und anderen Innenräumen verwendet wird. In vergangenen Jahrhunderten wurde Stein hauptsächlich wegen seiner Festigkeit und Haltbarkeit als Baumaterial verwendet, doch heute stehen moderne Baumaterialien zur Verfügung, die eine größere Festigkeit und nahezu die gleiche Haltbarkeit aufweisen, und dazu noch kostengünstiger sind. Dass Naturstein nach wie vor Exklusivität symbolisiert, hat sich jedoch nicht geändert. Jede Natursteinplatte ist ein Unikat – das Oberflächenmuster und das Farbspiel ist bei jeder Platte anders. Deshalb zeichnen sich Badezimmer mit Natursteinverkleidungen durch ein einzigartiges Erscheinungsbild aus.
3.2 Steigerung des Immobilienwerts
Weil Naturstein teuer und einzigartig ist, trägt die Verwendung hochwertiger Platten und Fliesen aus Marmor oder einem anderen edlen Gestein fast automatisch zur Steigerung des Immobilienwerts bei. Immobilienmakler heben beim Verkauf eines Hauses immer das Vorhandensein von Naturstein hervor, da potenzielle Käufer dies normalerweise als einen Vorteil betrachten, der ihre Kaufentscheidung beeinflusst.
3.3 Natursteinprodukte können auch wasserdicht gemacht werden
Einige der mechanischen Schwächen von Naturstein – von denen es nicht wenige gibt – wurden dank moderner technologischer Verfahren erfolgreich reduziert oder sogar vollständig beseitigt. Eines der offensichtlichen Merkmale aller Natursteinsorten ist ihre poröse Struktur, aufgrund derer sie Flecken und Wasser absorbieren. Dies führt zu einer Verschlechterung des Materials, das sehr schwer zu reinigen ist. Mit der Entwicklung chemischer Versiegelungsmittel, die es ermöglichen, Marmor, Granit und andere Natursteine zu versiegeln, sind moderne Natursteinfliesen und -platten jedoch resistent gegen Wasser und Flecken. Die Verfügbarkeit und Wirksamkeit dieser synthetischen Dichtstoffe sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass Naturstein heute als geeignetes Material für Feucht- und Nassräume wie Badezimmer gilt.
Sogar Duschen werden heute mit Naturstein verkleidet, obwohl dies noch vor einigen Jahrzehnten unvorstellbar war.
4. Welche Nachteile haben Natursteinplatten?
4.1 Naturstein ist sehr teuer
Für die meisten Menschen ist Naturstein ein zu teurer Werkstoff. Je nach Gesteinsart müssen Sie mit Preisen von 200 bis 1.000 EUR/m2 rechnen, was im Vergleich zu Keramikfliesen, deren Preise zwischen 20 und 80 EUR/m2 betragen, unvorstellbar viel ist. Eine große Dusche, die mit seltenem echtem Marmor ausgekleidet ist, könnte beispielsweise mehrere Zehntausend Euro kosten.
4.2 Steinplatten sind kalt und rutschig
Stein ist kalt. Barfuß auf Naturstein zu gehen ist ein unangenehmes Erlebnis, es sei denn, der Bodenbelag wird von einer Fußbodenheizung gewärmt. Dies macht Bodenbeläge aus Naturstein für viele Sanierungsprojekte ungeeignet, da sie einen Austausch des Heizsystems voraussetzen, was den Kosten- und Arbeitsaufwand erheblich erhöhen würde. Etwas einfacher ist es bei Neubauten, wo eine Fußbodenheizung im Voraus eingeplant wird. Darüber hinaus ist Naturstein ziemlich rutschig. Naturstein, der im Bad eingesetzt wird, muss glatt, nahezu porenfrei und gegen Wasseraufnahme geschützt (imprägniert) sein. Dies führt jedoch dazu, dass seine Oberfläche bei Nässe sehr rutschig wird.
Von der Verwendung von Naturstein in Badezimmern, die von Kindern oder älteren Personen genutzt werden, ist aufgrund der Unfallgefahr abzuraten.
4.3 Natursteinfliesen und Keramikfliesen im Vergleich
Naturstein ist brüchig. Es mag viele überraschen, dass Naturstein in Sachen Biege- und Dehnfestigkeit nicht annähernd so gut abschneidet wie Keramikfliesen. Doch diese Eigenschaft ist der Grund dafür, dass Natursteinfliesen leichter brechen.
4.4 Untergrundvorbereitung vor der Verlegung
Natursteinplatten erfordern strukturelle Anpassungen des Untergrunds, auf dem sie verlegt werden. Stein ist ein sehr schweres Material und anfällig für Rissbildung, wenn der Boden darunter zu wölben beginnt. Deswegen muss der Untergrund unter Umständen verstärkt bzw. ausgebessert werden, bevor Natursteinplatten oder -fliesen darauf verlegt werden können.
4.5 Porosität von Naturstein
Naturstein ist porös. Im Gegensatz zu glasierten Keramik- oder Porzellanfliesen sind Marmor und andere Natursteinarten relativ porös und verfärben sich leicht, wenn sie Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Gesteinsarten mit hohem Eisengehalt (zu diesen zählt auch Marmor) können sich verfärben und sogar rosten, wenn sie in feuchter Umgebung verwendet werden. Diese Porosität bedeutet auch, dass der Stein Wasser und Flecken aufnimmt – Natursteinplatten können bereits durch Haarfärbemittel oder sogar Lippenstift dauerhaft verfärbt werden.
Die einzige effektive vorbeugende Maßnahme gegen die Aufnahme von Wasser und Flecken ist die regelmäßige Imprägnierung von Naturstein einmal im Jahr.
4.6 Hoher Pflegeaufwand
Die Pflege von Natursteinprodukten ist anspruchsvoll. Handelsübliche Reinigungsmittel oder Seifen sind dazu vollkommen ungeeignet, da sie zu Verfärbungen führen. Besonders hartnäckige Flecken lassen sich deshalb nicht mehr aus dem Stein entfernen, insbesondere wenn es sich um eine poröse Gesteinsart handelt und das Produkt nicht regelmäßig imprägniert wurde.
5. Natursteinfliesen verlegen
5.1 Untergrundvorbereitung
Vor dem Verlegen von Platten oder Fliesen aus Naturstein ist sicherzustellen, dass der Untergrund, auf dem der Stein verlegt werden soll, fest und eben ist. Außerdem ist zu prüfen, ob der Untergrund überhaupt ausreichend tragfähig ist. Natursteinplatten sind sehr schwer und deshalb nicht für jede Situation geeignet (das Gewicht spielt beispielsweise bei Altbausanierungen eine wichtige Rolle). Es gibt zwar Verfahren zur Untergrundbefestigung, doch diese sind aufwändig, teuer und oft nicht sinnvoll. Vor allem in Feucht- und Nassräumen muss der Untergrund mit einer abdichtenden Emulsion behandelt werden.
5.2 Klebstoffauftrag
Auf die Untergrundvorbereitung folgt das Auftragen des Klebstoffs, der mit einem geeigneten Werkzeug (z. B. mit einem Zahnspachtel) gleichmäßig auf dem Untergrund verteilt wird. Je nachdem, ob die Fliesen im Innen- oder im Außenbereich verlegt werden, muss der passende Kleber gewählt werden. Beim Auftragen auf den Untergrund darf der Kleber nicht zu schnell austrocknen, deshalb wird er schrittweise auf kleine Bereiche des Untergrunds aufgetragen. Wenn der Einsatz von Natursteinkleber keine ausreichende Haftung garantiert, werden Verankerungssysteme angewandt. Ein typischer Einsatzbereich für solche Verankerungssysteme sind Deckenverkleidungen, da Kleber allein keine ausreichende Sicherheit bieten kann. Die Verankerung erfolgt mit Stahlträgern.
5.3 Natursteinverlegung
Die Platten oder Fliesen werden in das noch feuchte Kleberbett verlegt, wobei Abstandhalter aus Kunststoff und andere moderne Verlegehilfen verwendet werden. Bevor mit dem Verfugen der Platten begonnen werden kann, müssen alle Klebstoffreste und andere Verunreinigungen aus den Fugen entfernt werden. Anschließend werden die Fliesen mit einem passenden Fugenmörtel verfugt und nachdem dieser getrocknet ist, werden die Fliesen gereinigt.
6. Wie viel kostet die Verlegung von Natursteinfliesen?
Die Verlegung von Natursteinfliesen ist etwas teurer als die Verlegung von Keramikfliesen, da das Verfahren anspruchsvoller ist und mehr Erfahrung erfordert. Das Verlegen von Natursteinfliesen durch einen professionellen Fliesenleger kostet zwischen 40 und 60 EUR/m2, das Setzen von Silikonfugen kostet 3 bis 6 EUR/m und für die Montage von Sockelleisten fallen je nach Art der Leiste 4 bis 8 EUR an. Falls das Ausgleichen eines unebenen Untergrunds oder eine thermische Entkopplung erforderlich sind, müssen Sie mit weiteren Kosten rechnen.