Fotos: © AllesWirdGut Architektur / Guilherme Silva Da Rosa
Das magdas Hotel ist vor allem eines: Begegnungsort. In dem Hotel leben Seite an Seite mit den Hotelgästen junge Menschen, die vor Hunger, Krieg, Verfolgung oder Folter fliehen mussten. Fünfundzwanzig Jugendliche, die ohne ihre Eltern nach Österreich flüchteten, leben bereits seit November mit Unterstützung der Caritas in zwei Einheiten für Wohngemeinschaften, die Teil des Hotels sind. Das Hotel ist für sie vorübergehende Bleibe und für einige von ihnen auch Arbeitsplatz. Die Geflüchteten stellen in dem Hotel mit dem sozialen Mehrwert einen Großteil des Personals und lernen gemeinsam mit anderen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das macht magdas Hotel zu einem Sozial-Unternehmen neuen Zuschnitts, zu einem Hotel auf professionellem Niveau, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenkommen, um zu wohnen, um zu arbeiten, um gemeinsam zu leben. So ist magdas Hotel ein Ort der Begegnung verschiedener Kulturen und ein Ort, an dem neue Chancen geschaffen werden.
Das magdas Hotel entstand durch einen Umbau eines ehemaligen Seniorenheims aus den 1960er-Jahren. Das Budget war für den Umbau in ein anspruchsvolles Hotel mit 1,5 Millionen Euro sehr knapp bemessen. Durch clevere Planung, eine unterstützende Crowdfunding-Kampagne sowie engagierte Materialsponsoren, die den innovativen und außergewöhnlichen Charakter und den sozialen Beitrag des Hotel-Projekts erkannten, war die Realisierung des Projekts aber dennoch möglich. An Bau und Einrichtung des Hotels waren engagierte Professionisten, Lieferanten, aber auch Anrainer und Flüchtlinge beteiligt, was die soziale Dimension der Architektur des magdas verdeutlicht.
Beim Umbau des Bestandsgebäudes wurde die Bausubstanz größtenteils erhalten und lediglich saniert, an aktuelle Sicherheitsstandards angepasst und adaptiert. In der architektonischen Gestaltung waren alle Beteiligten gefordert, kreative Lösungen zu finden. AllesWirdGut setzen auf Schlichtheit und Eleganz, dezent stimmige Farben und Vintage-Chic. Im Bereich der Innenarchitektur musste mit den knappen Mitteln kreativ umgegangen werden, wobei auf die vorhandene Bausubstanz und das architektonische Konzept Rücksicht zu nehmen war. Das Designkonzept des Hotels folgt dem Prinzip des Upcycling (die Herstellung neuer Produkte aus ausgedienten Gegenständen).
Bei der Gestaltung der Innenräume – Lobby, Restaurant mit Bar, Hotelzimmer und Wohnungen – setzte AllesWirdGut auf Vorhandenes, Gefundenes und die gelungene Mischung aus Beidem. Das dezente, harmonische und elegante Farbkonzept der Oberflächen wurde durch markante Einzelstücke, Mobiliar mit Vergangenheit und durch Fundstücke mit Geschichte ergänzt. Einige Möbelstücke wurden von ehemaligen Bewohnern des Seniorenheims hinterlassen, andere kamen aus dem Secondhand-Markt carla der Caritas oder wurden von der Bevölkerung für das Projekt gespendet.
Projektdaten: |
Planung: AllesWirdGut |
Auftraggeber: Caritas Erzdiözese Wien |
Leistungsphasen: 1–8 (GP) |
Fertigstellung: 02.2015 |
Bruttogesschoßfläche (BGF): 6.460 m² |
Ort: Wien, Laufbergergasse 12 |
Team: Andrea Zuñiga Espinoza, Gerhard Höllmüller, Johanna Aufner, Simon Höbel |
Auftragnehmer: |
ELT-Planung: Kubik Project GesmbH |
HLS-Planung und ÖBA: Zencon | Planung | Management | Immobilien GmbH Zencon war beim Architekturprojekt Magdas Hotel für die HKLS Fachplanung und Fachbauaufsicht zuständig. |
Freiraumgestaltung: 3:0 Landschaftsarchitektur |
Unter Mitwirkung von Daniel Büchel wurden ehemalige, biedere Einbauschränke zu Tischen, Nachtkästchen und Garderoben in den Zimmern umgebaut. Für unebene Wände wurde auf die bewährte Technik der Musterwalze (Strukturwalze) gesetzt. Für die Lobby und das Hotel-Restaurant wurden Arbeitstische mit „tags“ von Studierenden der New Design University in St. Pölten adaptiert.
Das Erdgeschoss des magdas ist zugleich Eingangsbereich und Lobby für Hotelgäste, Bar und Restaurant für Besucherinnen und Besucher, sowie Wohnzimmer für die hier lebenden Jugendlichen. So findet in diesem multifunktionalen Bereich Integration der „Fremden“ statt, unabhängig davon, ob es sich um Gäste oder Flüchtlinge handelt. Es ist bemerkenswert, wie viel mit minimalem Budget, dank des Engagements und des Einsatzwillens aller Beteiligten – vom Bauherren, über die Architekten bis zu Firmen und Freiwilligen – zu erreichen war.
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