Im Beitrag:
1. Wie kommt natürliche Lüftung zustande?
Wie bereits erwähnt, sind die Bedingungen für die natürliche Lüftung Temperaturunterschiede und natürlicher Wind. Normalerweise ist die Temperatur innerhalb des Gebäudes höher als die Temperatur in seiner Umgebung (dies ist vor allem im Winter der Fall). Weil warme Luft eine geringere Dichte hat als kalte Luft, entsteht ein Druckunterschied zwischen Innen- und Außenluft, durch den ein Luftaustausch entsteht. Somit strömt kalte Luft durch ein geöffnetes Fenster oder eine andere Öffnung in das Innere des Gebäudes.
Eine ähnliche Luftbewegung entsteht als Folge des durch den Wind verursachten Druckunterschieds. Auf der windzugewandten Seite des Gebäudes entsteht Überdruck, auf den anderen Seiten entsteht Unterdruck. Der Luftunterschied zwischen den Gebäudeseiten bewirkt ein intensiveres Eindringen von Außenluft in den Innenraum.
2. Zugluft
2.1 Was ist Zugluft?
Jeder kennt dieses Gefühl; zuerst weht es durch die Wohnung und dann knallt die Tür zu. Und wir alle wissen, was daran schuld ist – die Zugluft (eigentlich Luftzug, im Volksmund auch Durchzug genannt). Laut fachlicher Definition ist Zugluft bzw. Luftzug eigentlich ein erhöhter Luftstrom in einem geschlossenen Raum. Vom Wind unterscheidet er sich dadurch, dass er immer in die gleiche Richtung zieht, weshalb er sich deutlich unangenehmer anfühlt.
2.2 Arten der Zugluft
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Arten von Zugluft. Die erste ist auf natürliche Prozesse zurückzuführen, während die zweite mechanisch erzeugt wird. Mechanisch erzeugte Zugluft wird durch unsachgemäßen Betrieb von mechanischen Lüftungsanlagen, also Geräten, verursacht. Die Ursache dafür kann in einem schlecht geplanten Lüftungssystem oder in einer Beschädigung bzw. einer Fehlfunktion des Gerätes liegen. Natürliche Zugluft lässt sich leicht unterbinden – man muss einfach nur nie Fenster und Türen schließen. Zugluft, die durch eine fehlerhafte Lüftungsanlage entsteht, bedarf dagegen einer fachgerechten Lösung und Reparatur des Gerätes.
2.3 Ist Zugluft gefährlich?
Oft hört man, dass man sein Immunsystem schwächt und eine Erkältung riskiert, wenn man über einen längeren Zeitraum Zugluft ausgesetzt ist. An dieser Warnung ist etwas dran. Zugluft ist deutlich unangenehmer als Wind, da sie nur auf einen relativ schmalen Bereich des Körpers einwirkt und ihn abkühlt. Eine ungleichmäßige Abkühlung des Körpers kann zu Muskelverspannungen und anderen Problemen führen (beispielsweise, wenn Sie bereits Gelenkprobleme haben). Allerdings reicht Zugluft allein nicht aus, um eine Erkältung zu verursachen – dazu muss ein Virus vorhanden sein.
2.4 Zugluft kann auch nützlich sein
Zugluft ist jedoch nicht nur potenziell schädlich, sondern erweist sich in bestimmten Fällen als sehr nützlich. Aufgrund der großen Luftmenge, die vom Luftzug bewegt wird, ist der Durchzug eine sehr schnelle und effiziente Art der Innenraumlüftung. Das Lüften mit Zugluft ist insbesondere in Feucht- und Nassräumen wie Bädern und Toiletten sowie in Räumen mit starken Gerüchen (z. B. Küche) sinnvoll. Muss man bei natürlicher Lüftung ohne Zugluft mehrere zehn Minuten lang warten, bis der Raum gründlich belüftet ist, schafft Durchzug dies in wenigen Minuten. Achten Sie dabei aber darauf, Fenster und Türen entsprechend zu sichern bzw. zu fixieren, damit sie nicht zuschlagen (bei schnellem Zuschlagen kann sogar das Fensterglas zerbrechen).
3. Wie verläuft natürliche Lüftung?
3.1 Schaffen Sie Durchzug
Für die effiziente natürliche Lüftung des Innenraumes sind zwei Lüftungsvarianten besonders gut geeignet. Die erste Variante wird angewandt, wenn der Raum an der Außenwand zwei Öffnungen besitzt, eine am unteren Teil der Außenwand und eine am oberen Teil. So wird mithilfe des sogenannten Kamineffekts eine natürliche Lüftung erzeugt. Kalte Luft tritt durch die untere Wandöffnung in den Raum ein, steigt auf, erwärmt sich dabei und tritt durch die obere Wandöffnung wieder aus.
Die zweite Möglichkeit zur intensiven natürlichen Lüftung des Wohnraumes besteht darin, einen diagonal durch den Raum verlaufenden Luftzug zu schaffen. Diese Methode kommt infrage, wenn der Raum im Gebäude z. B. von Süden nach Norden ausgerichtet ist. Eine Wandöffnung befindet sich am unteren Teil einer der Außenwände, die andere hingegen am oberen Teil einer der anderen Außenwände. Der Luftstrom beginnt auch in diesem Fall an der unteren Öffnung, verläuft entlang des gesamten Raumes und tritt an der oberen Öffnung aus.
3.2 Natürliche Lüftung von Mehrfamilienhäusern
Natürlich können auch ganze Gebäude durch natürliche Lüftung belüftet werden, wenn diese z. B. einen zentralen Raum besitzen, der sich über mehrere Stockwerke erstreckt. In diesem Fall wird die Raumluft in jedem einzelnen Raum, der an den äußeren Gebäudewänden positioniert ist, eingefangen und in den zentralen Raum geführt. Im zentralen Raum beginnt die Luft aufzusteigen und verlässt den Raum durch eine Öffnung im Dach. Diese Art des Lüftens ist weniger unangenehm als Zugluft und im Prinzip für Menschen nicht störend.
4. Lüftungskanäle
Es gibt auch eine andere Art der Wohnraumlüftung, die auf natürlicher Lüftung basiert, aber keinen Luftdurchzug erfordert. Diese Art der natürlichen Lüftung ist nachhaltiger und funktioniert auch, wenn keine gegenüberstehenden Fenster oder Türen geöffnet werden. Diese Lüftungsart wird als Lüftung mit Lüftungskanälen bezeichnet. Bei der Lüftung mithilfe von Lüftungskanälen wird die Luft durch in die Wand eingebaute Metallkanäle eingefangen, die von der Fassade unter der Geschossdecke über dem Keller nach oben in Richtung des Wohnbereiches führen. Jeder vertikale Metallschacht enthält nur eine Lüftungsöffnung in nur einem Stockwerk des Hauses, damit sich unangenehme Gerüche aus verschiedenen Stockwerken bzw. Wohnungen nicht vermischen können. Die Lüftungskanäle führen hauptsächlich zu den Räumlichkeiten, in denen eine regelmäßige Lüftung unerlässlich ist, d.h. zu Küche, Vorratskammern, Garagen, Toiletten und Badezimmern. Die Kanäle, in denen die Metallschächte platziert werden, werden mit Lochziegeln hergestellt und anschließend verputzt, sodass sie völlig unsichtbar und unauffällig sind.