Text: Petra Kickenweitz
Titelfoto: Walter Luttenberger, Arch+More ZT GmbH
Im Vordergrund stand für den Architekten Gerhard Kopeinig nicht einfach nur die Sanierung eines Gebäudes, sondern die Umsetzung einer ökologisch und sozial nachhaltigen Strategie der Nachnutzung und Nachverdichtung. So wurden mit dem Umbau des Bestandsgebäudes in ein Mehrparteienwohnhaus leistbare Wohnungen für die Bevölkerung geschaffen, in einer Region, deren Wohnungsmarkt durch viele nicht ganzjährlich bewohnte Zweitwohnsitze bereits stark verzerrt ist. Das Ziel war es dabei aufzuzeigen, dass Leerstand bzw. Bestandsgebäude im ländlichen Raum kostengünstig mit Hilfe der Wohnbauförderung des Landes Kärnten auch ohne großen bautechnischen Aufwand architektonisch anspruchsvoll unter Einbeziehung von regionalen Materialien und Firmen saniert werden können.
Das aus den 1950er Jahren stammende und für die Zeit typische zweigeschossige Einfamilienhaus mit Satteldach und Giebelausrichtung zum Tal steht in Südhanglage an einem Waldrand am Fuße des Sternbergs mit seiner bekannten Wallfahrtskirche, nicht weit von Velden am Wörthersee entfernt. Der jahrelange Verfall des Objekts wurde vom Architekten Gerhard Kopeinig über einen längeren Zeitraum beobachtet, bis er schließlich 2015 den Entschluss fasste, das Gebäude und das von ihm darin gesehene Potenzial selbst vor dem weiteren Verfall bzw. Abbruch zu retten. Als Bauherr wollte er das Vorurteil der Unwirtschaftlichkeit und nicht wirklichen Adaptierbarkeit, das den Einfamilienhäusern aus den Nachkriegsjahren immer wieder vorgeworfen wird, widerlegen.
Durch die im Hang geschossversetzte Lage des Gebäudes war es möglich in jedem Stockwerk eine Kleinwohnung mit einem eigenen Außenzugang anzulegen. Die alte steile Innenstiege, die vom Erdgeschoss bis ins Dachgeschoss führte, wurde abgebrochen. Dadurch konnte mehr Wohnfläche generiert werden. Der Zugang zur Dachgeschosswohnung erfolgt mittels einer neuen Stahlgitter-Außentreppe über das bestehende Flachdach des erdgeschossigen Zubaus, der nach wie vor den Zugang zur Erdgeschosswohnung beherbergt. Die Gartenwohnung wird über einen eigenen seitlichen Weg am Hang erschlossen.
Die drei Kleinwohnungen sind klassisch aufgeteilt und bestehen jeweils aus einem Vorraum, einem Bad mit Dusche und integriertem WC sowie einer Wohnküche. Die zwei Wohneinheiten mit rund 55 m² verfügen über zwei Schlafzimmer, die kleinere Gartenwohnung mit rund 47 m² über ein Schlafzimmer. Die Wohnungen sind prinzipiell barrierefrei gestaltet, lediglich bei der Dachgeschosswohnung müsste bei Bedarf ein Treppenlift installiert werden. Im Gartengeschoss sind im hinteren erdberührten Gebäudeteil der Technikraum untergebracht. Die erforderlichen, den Wohnungen zugeordneten Abstellräume wurden in Form von Holzboxen, im nördlich des zum Grundstück gehörenden Dorfweges gelegenen Carport, das in Stahlbetonbauweise errichtet wurde, untergebracht.
Jede Wohnung wurde durch großzügige Öffnungen, die durch den Abbruch der Fensterparapete entstanden, mit dem Außenraum stärker in Bezug gestellt. Die dadurch lichtdurchfluteten Wohnungen verfügen zusätzlich über einen zugeordneten Außenraum. Für die Gartenwohnung wurde an der Schmalseite des Wohnraums eine Terrasse angelegt. Die mittlere Wohnung erhielt auf dem Dach des Zubaus für die Gartenwohnung ebenfalls eine großzügige Terrasse. Die Dachgeschosswohnung verfügt über einen über die gesamte Giebelbreite des Hauses verlaufenden und überdachten Balkon mit schlichtem Stahlstabgeländer.
Die in Reinweiß gehaltenen Wohnungen erhalten durch die natürliche Holzhaptik der Fenster, Böden und einzelner raumprägender Elemente, wie die Holzbalken in der Terrassenwohnung und die holzverkleidete Dachschräge in der Dachgeschosswohnung, einen heimeligen Wohlfühlcharakter.
Vor allem die Dachgeschosswohnung gewinnt durch den freigelegten und in den Wohnraum integrierten Dachstuhl an Großzügigkeit. Zusätzlich verstärkt wird dieser Eindruck durch das geöffnete Giebelfeld und die Oberlichten.
Projekt: Name des Projekts: Architektur: Bauherr: Ort: Ausführungsjahr: Anzahl der Geschoße: Nutzfläche: Bruttogeschoßfläche: Grundstücksgröße: Baukosten: Auszeichnungen:
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Auftragnehmer Schlosser: |
Baumaterialien Wärmepumpe mit Tiefenbohrung - FB-Heizung (13kW): Dämmung: |
Fassaden-Dämmplatte ISOVER ULTIMATE FSP-031 Saint-Gobain Austria GmbH Für die Dämmung im Haus Sternberg wurden die Fassaden-Dämmplatten von der Firma Saint-Gobain Austria verwendet. |
Technische Informationen:
Konstruktion
Das Bestandsgebäude wurde einer umfassenden Sanierung unterzogen. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf einen ehrlichen Umgang mit der Konstruktion und die Verwendung von nachhaltigen Materialien gelegt, die sich in die Landschaft und Umgebung einfügen. Neben der Erneuerung der Oberflächen im Inneren wurden neue Holz-Alu-Fenster bzw. Holz-Alu-Fenstertüren eingebaut und die Fassade erneuert. Die Außenwände aus Ziegelmauerwerk wurden zusätzlich mit Steinwolle gedämmt und mittels einer Fassade in Form von sägerauen vertikalen Lärchenlatten mit offenen Fugen neu bekleidet. Der neue Wohnküchen-Zubau im Gartengeschoss wurde in Massivbauweise, zur statischen Absicherung des Bestandes, ausgeführt und ebenfalls mittels einfacher kreuzweiser Holzlattenunterkonstruktion inkl. Steinwolldämmung und Holzlärchenlattung verkleidet.
Die Zwischendecke zum Spitzboden wurde entfernt, der alte Dachstuhl in seiner Tragstruktur freigelegt und die Dachschräge sowie die Zangen in den neuen Wohnraum integriert. Die Aufdoppelung des Dachstuhls erfolgte durch Längssparren, wodurch die alten Sparrenlage ebenfalls mit Steinwolle überdämmt werden konnte. Um den Holzscheunencharakter zu verstärken, wurde der Dachvorsprung beibehalten und die Untersicht nicht verkleidet, sodass von unten die Ziegeldeckung sichtbar ist. Der komplette Dachaufbau wurde erneuert und die schrägen Dachflächen wurden im Innenraum mit Fichtendreischichtplatten verkleidet.
Haustechnik
Das Drei-Familien-Wohnhaus wurde als Niedrigstenergiegebäude mit Komfort-Einzellüftung und Wärmerückgewinnung durch eine Sole-Wasser-Wärmepumpe mit Tiefenbohrung saniert. Der Heizwärmebedarf konnte durch die thermische Sanierung von 215,8 kWh/m2 auf 51,6 kWh/m2 minimiert werden.
Galerie