Text: Petra Kickenweitz
Titelfoto: Tamara Frisch
Das Anwesen wurde für ein Ehepaar auf einem rund 8000 m² großem West-Hanggrundstück errichtet und liegt in dem für die Oststeiermark typischen landwirtschaftlich geprägten Hügelland, zwischen traditionellen Bauernhöfen und kleineren Streusiedlungen eingebettet. Nur der obere Teil des Grundstücks, auf dem das Haus steht, ist als Bauland gewidmet. Landschaftsarchitektonisch gestaltet wurde nur die Böschung an der Ostseite des Hauses im Bereich der Zufahrt bzw. des Zugangs zum Haus. Die Lage des langgestreckten Satteldachhauses parallel zur Hangkante und die Tatsache, dass die restliche Fläche rundum als Wiese bewirtschaftet wird, erlaubt die seitens des Architekten Bernhard Schönherr durchaus gewünschte Assoziation zu der traditionellen ländlichen Bauform des langgestreckten Paarhofes mit seinem freistehenden Wirtschaftsgebäude, dem Stadl, und ihre Situierung in der Landschaft.
Der ländlichen Baukultur entsprechend reduziert zeigt sich die Entwurfsidee in ihrer Grundform als eingeschossiges langgestrecktes Haus mit Satteldach, das auf einer leicht auskragenden Plattform mit Pool steht.
Das Bitumendach selbst wurde mit sägerauen Lärchenlatten mit offener Fuge beschattet und analog der Terrasse, der Dachuntersicht und Poolsockelwand als fünfte Fassade, die von der Straße aus sichtbar ist, gestaltet. Das Dach, das in seiner Grundfläche die gleiche Größe aufweist wie die Plattform und nordseitig das Carport integriert, klappt sich an den beiden Traufenseiten zu einem Flachdach auf. Damit ähnelt es einerseits der klassischen Holzbauweise mit Aufschiebling, um die Dachform abzuflachen bzw. einen Dachüberstand zu erzeugen, andererseits wirkt die Dachform dynamisch und erinnert mit seiner beinahe aufgeschwungenen Form an die asiatische Bauweise. Das so entstandene tiefe Vordach bietet ostseitig einen wetterfesten Zugang zum Eingang, stellt süd- und westseitig eine einfache und effiziente Beschattung der Terrasse dar und bietet zusätzlichen Schutz vor sommerlicher Überhitzung im Bereich der Wohnräume.
Gerade diese einfachen und funktional bewährten Gestaltungsmittel sind für das Architekturbüro LOVE essenziell und finden sich in zahlreichen Entwürfen wieder.
Der von der Straße nicht einsichtige Bungalow liegt in den Hang eingeschnitten und um ein Geschoss tiefer als das darüber liegende Straßenniveau und wird über eine Zufahrt parallel zur Straße und dem Hang verlaufend im Norden erschlossen. Der Weg zum eigentlichen Eingang der Villa führt ostseitig an der geschlossenen Hausfassade entlang. Über ein großzügiges Entree, das den großen Wohnraum mit Küche und Pool vom privateren Wohnbereich und damit das Haus in zwei Teile trennt, gelangt man direkt auf die Terrasse. Der Blick wird bereits beim Eintritt ins Haus wieder ins Freie mit dem phantastischen Ausblick geführt.
Diese Offenheit mit direkten Zugang auf die Terrasse und Blickbeziehungen, die quer durch das Haus und immer hinaus in die Landschaft führen, findet sich in allen Zimmern. Damit sich in den Sommermonaten der Wohnraum durch die Terrasse und den Pool optisch nach außen vergrößert, lässt sich die Fassade über zwei gegengleich bewegbare Schiebetüren bis zu einer Lichte von 4 m öffnen.
Der nördliche Bereich des Hauses mit den zwei westseitig orientierten, hintereinander angeordneten Gästezimmern, dem anschließenden Bad sowie dem Schlafzimmer mit großem, boutiqueartigem Ankleideraum wird durch einen Mittelgang erschlossen. Ostseitig erschließen sich vom Flur aus die Nebenräume, u.a. Gäste-WC, Abstellraum und Wirtschaftsraum, die als Boxen mit Oberlichten in das Raumvolumen gesetzt wurden.
Besonderes Augenmerk wurde seitens des Architekturbüros in der Detailplanung auch auf die Material- und Kantenübergänge u.a. im Traufen- und Ortgangbereich sowie im Übergang von Innen- zu Außenraum gelegt. So sind die Holzrahmen aus Eiche der Dreifachverglasung in der Dachschräge bündig gesetzt. Die Laufrichtung des Terrassenbodens aus Thermoesche verläuft parallel zur Verlegerichtung der geölten Eichendielen im Innenraum, wodurch optisch der Boden durchgängig erscheint.
Projekt: Name des Projekts: Architekt: Ausführungsjahr: Nutzfläche: Auszeichnungen: |
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Auftragnehmer: Energieausweis: Bauarbeiten: Holzbau: Gartengestaltung: Lehmputz: Elektroinstallationen: Stahlbau: Schlosser Geländer: |
Baumaterialien: Infinity Pool: Heizkamin: |
Technische Informationen:
Konstruktion
Konstruktiv steht die Villa auf einer durchgängigen, leicht auskragenden Bodenplatte im Hang. Darauf wurde das Gebäude in Massivbauweise im Wärmedämmverbundsystem, bestehend aus 25 cm starken Ziegelwänden mit vorgesetzter Mineralwolldämmung, errichtet. Die Innenwände wurden ebenfalls massiv in Ziegel errichtet und wie die Fassade weiß verputzt.
Um die teilweise beachtlichen Spannweiten und die Dachauskragungen bis zu 3,5 m statisch zu überbrücken, wurden im Bereich der Wohnraumverglasung zarte Stahlstützen gesetzt und das Haupttragwerk des Dachstuhls aus Stahl ausgeführt. Innenseitig wurde im Bereich der Dachschräge eine weiß gestrichene Installationsebene für die Deckenleuchten vorgesetzt. Die innenliegende Dachentwässerung befindet sich im Bereich des Dachübergangs von Steildach zu Flachdach, wurde an der Außenwand überdämmt und damit nicht sichtbar in den Boden geführt.
Haustechnik
Die gesamte Villa wird mit einer Fußbodenheizung, die über eine Luftwärmepumpe betrieben wird, beheizt. Der Wohnraum wird zusätzlich mit der milden, gleichmäßig abgegebenen Strahlungswärme eines im Haus zentral positionierten Kachelofens, der den Eingangsbereich vom Wohnraum abtrennt, erwärmt.
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