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    Buschenschank Leitgeb_Martina Legat von LEGAT architektur ZT

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    Der 2020 von LEGAT architektur ZT fertiggestellte Innenumbau der Buschenschank Leitgeb im steirischen Vulkanland in Trautmannsdorf bei Bad Gleichenberg zeigt, wie durch kleine Eingriffe und Upcycling von alten Elementen, die neu interpretiert werden und eine neue Funktion erhalten, eine zeitgemäße moderne Raumgestaltung und eine aparte Atmosphäre entstehen kann.

    Text: Petra Kickenweitz
    Titelfoto: LEGAT architektur ZT

    Bereits seit 2007 arbeitet die Architektin Martina Legat immer wieder für das mehrfach ausgezeichnete Weingut von Karin und Engelbert Leitgeb. Neben dem Um- und Zubau des Weinguts und Privathauses konnte sie 2011 den Zubau der Vinosophie, eines Verkaufs- und Verkostungsbereich, realisieren und 2018 den Wohnbereich im Privathaus innenarchitektonisch neu gestalten. 2019 erfolgte der Auftrag zur Neugestaltung der Terrasse und der aus den 1970er Jahren stammenden Gasträume der Buschenschank im historischen Teil des Weinguts. Durch die Möblierung und Decke aus dunklem Holz sowie die kleinen Fensteröffnungen wirkten die beiden Räume beengt, kleinteilig und drückend. Vorrangiges Entwurfsziel war es daher mehr Licht hineinzubringen. Der Eingangsbereich sollte einladender gestaltet und der Schankbereich vergrößert werden. Die Schank sollte zudem direkt mit dem Weinkühlraum verbunden und damit die Funktionalität verbessert werden.

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    Die Theke als massives Möbel teilt und strukturiert den Raum in zwei Bereiche, die Ausschank und den Gastraum (Foto: LEGAT architektur ZT)
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    Die traditionell erdgeschossig angeordneten, eher kleingehaltenen Gasträume einer Buschenschank werden durch Sitzplätze im Freien ergänzt und sind nur saisonal geöffnet. Die Buschenschank ist ein in der Südsteiermark weitverbreiteter typischer Betrieb, in dem ein Weinbaubetrieb seine selbstproduzierten Getränke ausschenkt und ausschließlich kalte Speisen serviert. Die Bezeichnung Buschenschank leitet sich vom Wacholderbusch oder Kranz über dem Eingang ab, der auf die Öffnung hinwies. (Foto: LEGAT architektur ZT)

    Bei ihrem Entwurfsgedanken interpretierte Martina Legat den Spruch „Es ist ein Weg mit gutem Wein Horizonte zu erweitern.“ wörtlich. Das Hauptelement des Betriebes, der Weinberg, seine Weinreben und der Wein, sollten in den Fokus gerückt und eine direkte Verbindung und Sichtbeziehung zum Ausgangsprodukt hergestellt werden. Der erste Blick beim Betreten der Gasträume sollte wieder hinaus auf die Weinberge führen und die Weinberge als zentrales Motiv in den Innenraum bringen. Dazu wurde die Wand gegenüber dem Eingangsbereich mittels eines horizontalen Fensterelements großzügig bis zum Schankbereich geöffnet. Die Ausführung der Fensterlaibung aus Holz unterstreicht die rahmende Wirkung und holt den Ausblick als Landschaftsbild in den Innenraum. Ein davor gestelltes eigens dafür designtes Sideboard aus lackiertem Eichenholz sowie ein Hochregal aus Stahl präsentieren vor dem Hintergrund des Weinhanges den Wein des Betriebes und stellen die Verbindung zwischen Ausgangsmaterial und Endprodukt her.

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    Der Weingarten wirkt im Innenraum wie ein Landschaftsbild. (Foto: LEGAT architektur ZT)

    Die zwei aneinandergereihten rechteckigen Gasträume mit insgesamt 125 m² sind über einen Windfang erschlossen. Im ersten Raum befindet sich rechts vom Eingang in einer Wandnische die Garderobe und über die gesamte Länge des Raumes der Schankbereich mit der zentralen raumbestimmenden, aber dennoch schlicht gestalteten Theke aus lackiertem Eichenholz und grau melierter mitteldichte Faserplatte (MDF-Platte). Die Rückwandvertäfelung der Regale für die Gläser sind ebenfalls aus Eiche und die Boards aus Stahl gefertigt. Ein Kachelofen verbindet beide Räume und wurde wie die in beiden Räumen bestehende Holzbalkendecke erhalten und in die neue Gestaltung integriert. Die Sitzbänke, Tische und Regale wurden wie die Theke aus Eichenholz von der Architektin für das Weingut neu designt. Die alten schlichten Eichenholzsessel wurden restauriert und übernommen. Auf dem Boden wurden graue großformatige Fliesen verlegt und die Wände in einem gebrochenen Weißton gestrichen.

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    Das Beleuchtungskonzept zaubert durch die unterschiedliche Schaltung und Dimmbarkeit der Leuchtmittel verschiedene Lichtstimmungen. (Plan: LEGAT architektur ZT)

    Die vorherrschenden Farbtöne sind damit die Naturfarbe des Holzes, das Grau der Fliesen und schwarz lackierter Stahl u.a. bei dem Tischgestell, Tresentritt und Beleuchtungskörpern. Einzelne (Farb)Akzente werden über die extra angefertigten „Akustikbilder“ gesetzt. Diese Wandpaneele dienen als Schallabsorber gegen den aufkommenden Lärm im Gastraum und daraus entstehenden Echo und Nachhall. Diese Materialcollagen auf gelochten MDF-Platten, bestehend aus Erde, Sand, Weinreben und Muschelkalk vom Weingut, beschäftigen sich ebenfalls mit dem Thema „Wein“. Die Rückseite ist mit einem schwarzen Akustikvlies ausgelegt. Sie wurden von Martina Legat, die auch eine klassische Künstlerausbildung absolvierte und als Künstlerin tätig ist, selbst hergestellt.

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    Der Wein, die Weinrebe, der Weinstock findet sich zahlreichen Details wieder: die Eiche an sich hier als Möbelholz eingesetzt, dient grundsätzlich auch als Holz für Weinfässer, aus den Fassringen wurden zentrale Beleuchtungselemente gestaltet und der Rebstock findet sich in den Akustikbilder wieder. (Foto: LEGAT architektur ZT)

    Auch bei den von der Decke abgehängten Beleuchtungskörpern „Weinreifencollage“ zeigt sich die vielfältige Arbeitsweise der Architektin, die hier eng mit einem Lichtberater zusammen das Beleuchtungskonzept designt und entwickelt hat. Die unterschiedlich großen Ringe der collagenartig zusammengesetzten Leuchten sollen in ihrer Form an Weintrauben erinnern und bestehen aus Weinfassreifen, die extra neu nach den Plänen der Architektin von einem Weinfasshersteller angefertigt wurden. Diese Ringleuchten sind zusammen mit den einzelnen Spots unterschiedlich dimmbar und erzeugen damit unterschiedliche Lichtstimmungen in den beiden Räumen. Die schwarzen Ringleuchten heben sich von der hellen Holzdecke ab und lassen den Raum im Vergleich zum ursprünglichen Zustand heller und freundlicher erscheinen.

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    Die Ringbeleuchtung wurde von der Architektin designt und zusammen mit dem ausführenden Lichtplaner umgesetzt. (Grafik: LEGAT architektur ZT)
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    Der Blick zur Decke zeigt das Spiel und den Kontrast zwischen alten Elementen und jenen, die neu interpretiert wurden. (Foto: LEGAT architektur ZT)

    Technische Informationen:

    Reinigung und Aufarbeitung des Bestandmaterials

    Die bestehende Holzbalkendecke wurde sandgestrahlt und naturfarben belassen. Das Sandstrahlen ist eine alternative Methode zum Schleifen, die alte Verunreinigungen, Farb- und Lackreste vom Holz entfernt. Körniges Material trifft dabei mit hohem Druck bzw. Druckluft und / oder Wasser auf die Holzoberflächen, sodass die oberste Schicht abgetragen wird.

    Projekt:

    Name des Projekts:
    Buschenschank - Schankraum

    Innenarchitektur:
    Legat architektur ZT, 8042 Graz

    Bauherr:
    Karin und Engelbert Leitgeb

    Ort:
    Trautmannsdorf, Südoststeiermark

    Planungsjahr:
    2019

    Ausführungsjahr:
    2020

    Nutzflächen:
    124,7 m²

    Baukosten:
    300.000 € exkl. Ust

    Fachplaner:

    Design Ringleuchten:
    Alexander Cermak und Martina Legat, Legat architektur ZT, 8042 Graz

    Auftragnehmer:

    Kältetechnik:
    HEST GmbH, Energie- & Gebäudetechnik, 8742 Obdach

    Tischlerei:
    Tischlerei Schuster
    Die Tischlerei Schuster hat unter anderem auch für die Herstellung und den Einbau der Fenster, Türen und Einbaumöbel gesorgt.

    Baumaterialien:

    Dach:
    Paar Spenglerei- Dachdeckerei GmbH
    Die Paar Spenglerei- Dachdeckerei GmbH war beim Projekt Buschenschank Leitgeb für die Baumaterialien und Arbeiten im Dachbereich zuständig. 

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    Kälteanlage mit Eisspeicher und Wärmerückgewinnung

    HEST GmbH

    Für die Planung, Ausführung und die Inbetriebnahme der gesamten Kälteanlage war die Fa. HEST GmbH zuständig.

    Galerie

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    Die alten Gästeräume aus den 70er Jahren hatten eine eher düstere Atmosphäre und wirkten ländlich rustikal. (Foto: LEGAT architektur ZT)
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    Durch nur wenige und sensible Eingriffe erscheint der Raum moderner, ohne dabei auf seine ländliche Gemütlichkeit zu verzichten. (Foto: LEGAT architektur ZT)
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    Diese beiden collagenartigen Bilder sind nicht nur extra für den Raum gefertigte Kunstwerke von Martina Legat, sondern erfüllen auch gleichzeitig die akustischen Anforderungen an den Raum. (Foto: LEGAT architektur ZT)

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    Autor: Daibau Magazin

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