Text: Petra Kickenweitz
Titelfoto: LEGAT architektur ZT
Bereits seit 2007 arbeitet die Architektin Martina Legat immer wieder für das mehrfach ausgezeichnete Weingut von Karin und Engelbert Leitgeb. Neben dem Um- und Zubau des Weinguts und Privathauses konnte sie 2011 den Zubau der Vinosophie, eines Verkaufs- und Verkostungsbereich, realisieren und 2018 den Wohnbereich im Privathaus innenarchitektonisch neu gestalten. 2019 erfolgte der Auftrag zur Neugestaltung der Terrasse und der aus den 1970er Jahren stammenden Gasträume der Buschenschank im historischen Teil des Weinguts. Durch die Möblierung und Decke aus dunklem Holz sowie die kleinen Fensteröffnungen wirkten die beiden Räume beengt, kleinteilig und drückend. Vorrangiges Entwurfsziel war es daher mehr Licht hineinzubringen. Der Eingangsbereich sollte einladender gestaltet und der Schankbereich vergrößert werden. Die Schank sollte zudem direkt mit dem Weinkühlraum verbunden und damit die Funktionalität verbessert werden.
Bei ihrem Entwurfsgedanken interpretierte Martina Legat den Spruch „Es ist ein Weg mit gutem Wein Horizonte zu erweitern.“ wörtlich. Das Hauptelement des Betriebes, der Weinberg, seine Weinreben und der Wein, sollten in den Fokus gerückt und eine direkte Verbindung und Sichtbeziehung zum Ausgangsprodukt hergestellt werden. Der erste Blick beim Betreten der Gasträume sollte wieder hinaus auf die Weinberge führen und die Weinberge als zentrales Motiv in den Innenraum bringen. Dazu wurde die Wand gegenüber dem Eingangsbereich mittels eines horizontalen Fensterelements großzügig bis zum Schankbereich geöffnet. Die Ausführung der Fensterlaibung aus Holz unterstreicht die rahmende Wirkung und holt den Ausblick als Landschaftsbild in den Innenraum. Ein davor gestelltes eigens dafür designtes Sideboard aus lackiertem Eichenholz sowie ein Hochregal aus Stahl präsentieren vor dem Hintergrund des Weinhanges den Wein des Betriebes und stellen die Verbindung zwischen Ausgangsmaterial und Endprodukt her.
Die zwei aneinandergereihten rechteckigen Gasträume mit insgesamt 125 m² sind über einen Windfang erschlossen. Im ersten Raum befindet sich rechts vom Eingang in einer Wandnische die Garderobe und über die gesamte Länge des Raumes der Schankbereich mit der zentralen raumbestimmenden, aber dennoch schlicht gestalteten Theke aus lackiertem Eichenholz und grau melierter mitteldichte Faserplatte (MDF-Platte). Die Rückwandvertäfelung der Regale für die Gläser sind ebenfalls aus Eiche und die Boards aus Stahl gefertigt. Ein Kachelofen verbindet beide Räume und wurde wie die in beiden Räumen bestehende Holzbalkendecke erhalten und in die neue Gestaltung integriert. Die Sitzbänke, Tische und Regale wurden wie die Theke aus Eichenholz von der Architektin für das Weingut neu designt. Die alten schlichten Eichenholzsessel wurden restauriert und übernommen. Auf dem Boden wurden graue großformatige Fliesen verlegt und die Wände in einem gebrochenen Weißton gestrichen.
Die vorherrschenden Farbtöne sind damit die Naturfarbe des Holzes, das Grau der Fliesen und schwarz lackierter Stahl u.a. bei dem Tischgestell, Tresentritt und Beleuchtungskörpern. Einzelne (Farb)Akzente werden über die extra angefertigten „Akustikbilder“ gesetzt. Diese Wandpaneele dienen als Schallabsorber gegen den aufkommenden Lärm im Gastraum und daraus entstehenden Echo und Nachhall. Diese Materialcollagen auf gelochten MDF-Platten, bestehend aus Erde, Sand, Weinreben und Muschelkalk vom Weingut, beschäftigen sich ebenfalls mit dem Thema „Wein“. Die Rückseite ist mit einem schwarzen Akustikvlies ausgelegt. Sie wurden von Martina Legat, die auch eine klassische Künstlerausbildung absolvierte und als Künstlerin tätig ist, selbst hergestellt.
Auch bei den von der Decke abgehängten Beleuchtungskörpern „Weinreifencollage“ zeigt sich die vielfältige Arbeitsweise der Architektin, die hier eng mit einem Lichtberater zusammen das Beleuchtungskonzept designt und entwickelt hat. Die unterschiedlich großen Ringe der collagenartig zusammengesetzten Leuchten sollen in ihrer Form an Weintrauben erinnern und bestehen aus Weinfassreifen, die extra neu nach den Plänen der Architektin von einem Weinfasshersteller angefertigt wurden. Diese Ringleuchten sind zusammen mit den einzelnen Spots unterschiedlich dimmbar und erzeugen damit unterschiedliche Lichtstimmungen in den beiden Räumen. Die schwarzen Ringleuchten heben sich von der hellen Holzdecke ab und lassen den Raum im Vergleich zum ursprünglichen Zustand heller und freundlicher erscheinen.
Technische Informationen:
Reinigung und Aufarbeitung des Bestandmaterials
Die bestehende Holzbalkendecke wurde sandgestrahlt und naturfarben belassen. Das Sandstrahlen ist eine alternative Methode zum Schleifen, die alte Verunreinigungen, Farb- und Lackreste vom Holz entfernt. Körniges Material trifft dabei mit hohem Druck bzw. Druckluft und / oder Wasser auf die Holzoberflächen, sodass die oberste Schicht abgetragen wird.
Projekt:Name des Projekts: Innenarchitektur: Bauherr: Ort: Planungsjahr: Ausführungsjahr: Nutzflächen: Baukosten: |
Fachplaner:Design Ringleuchten: |
Auftragnehmer:Kältetechnik: Tischlerei: |
Baumaterialien:Dach: |
Kälteanlage mit Eisspeicher und Wärmerückgewinnung HEST GmbH Für die Planung, Ausführung und die Inbetriebnahme der gesamten Kälteanlage war die Fa. HEST GmbH zuständig. |