Im Beitrag:
1. Was ist der Estrich und wozu dient er?
Die Grundfunktion des Estrichs besteht darin, als Grundlage für den Bodenbelag zu dienen. Der Estrich ist in der Regel eine dünne, steife Fußbodenplatte mit gleichmäßiger Stärke bzw. Dicke (mindestens 4 cm). Vom tragenden Boden kann er durch eine Dämmschicht (Wärmedämmung und Schalldämmug) getrennt sein. In diesem Fall handelt es sich um die am häufigsten eingesetzte Estrichvariante: den schwimmenden Estrich. Je nachdem, wie die Bodenschichten aufgebaut sind, wird noch zwischen Gleitestrich und Verbundestrich unterschieden. In Wohngebäuden werden größtenteils schwimmende Estriche verlegt, die auch die Ausbreitung von Trittschall über den Baukörper verhindern. Wie oben erwähnt, hat der schwimmende Estrich (die gängigste Variante davon ist der Zementestrich) keinen direkten Kontakt zum Baukörper, sondern schwimmt gewissermaßen auf der Dämmschicht, die einige Zentimeter stark ist. Für die Schalldämmung werden im Allgemeinen eigens dazu gedachte Produkte verwendet, die jenen für die Wärmedämmung ähneln. Auf die Dämmung können auch unterschiedliche Systeme der Fußbodenheizung verlegt werden, wobei die Heizungsrohre vom Estrich umschlossen werden.
2. Zementestrich – Eigenschaften
Die gängigste Estrichart ist der Baustellenestrich. Dieser wird so genannt, weil er entweder frisch auf der Baustelle angemischt oder als bereits angerührter Werkmörtel auf die Baustelle geliefert wird. Werksgemischte Zementestriche, wie beispielsweise Baumit Estrich E 225, sind sofort einsatzbereit und garantieren gleichmäßige Herstellung, Aushärtung und Trocknung. Dadurch wird die Gefahr der Rissbildung entscheidend reduziert – eine Gefahr, die bei anderen Estrichen (vor allem bei jenen, die auf der Baustelle gemischt werden) ständig präsent ist. Die Estrichdicke beträgt im Regelfall 4 bis 8 cm. Im modernen Bauwesen gehören auch die Elastizität und die Wärmeleitfähigkeit zu den wichtigen Charakteristika eines Estrichs. Werksgemischte Zementestriche sind in der Regel für die Kombination mit einer Fußbodenheizung gut geeignet.
2.1 Fließestrich
Dank moderner Einbautechnologie können Fließestriche schnell und auf großen Flächen eingebaut werden. Das Material wird als Trockenmörtel-Sackware auf die Baustelle geliefert, mit Wasser angerührt (damit es flüssig wird) und mit einem Schlagbesen durchgerührt, (damit es von Luftbläschen befreit wird). Anschließend wird es mit einer Pumpe und einem Gießschlauch auf dem Boden verteilt und mit einer Schwabbelstange bearbeitet. Der Einbau eines Fließestrichs ist also viel leichter als das mühsame Einbringen eines herkömmlichen Zementestrichs mit einer Schaufel. Der Fließestrich ist so dünnflüssig, dass er sich von alleine über die gesamte Bodenfläche ausbreitet und sich auch von selbst nivelliert. Außerdem trockner er schneller als andere Nassestriche. Andererseits ist er sehr dicht, weshalb er als Heizestrich hervorragend abschneidet.
2.2 Schnellestrich – schnelltrocknender Estrich
Wer es mit dem Bauen eilig hat, greift oft zum Schnellestrich. Bei dieser Estrichvariante wird durch spezielle Zusatzstoffe die Trocknungszeit auf 14 Tage, im Extremfall sogar auf nur 24 Stunden verkürzt. Wenn der Schnellestrich trocken ist, muss sofort der Fußbodenbelag verlegt werden, weil der Estrich sonst Feuchtigkeit aus der Umgebung aufnehmen könnte.
2.3 Trockenestrich
Der Trockenestrich setzt sich aus mehreren Schichten Trockenbauplatten zusammen, die auf eine nivellierte Trockenschüttung oder eine Dämmschicht verlegt werden. Weil er kein Wasser enthält, entfällt die Trocknungszeit und der Estrich ist sofort begehbar. Er besitzt auch ein wesentlich geringeres Gewicht als der Zementestrich. Der Hauptnachteil des Trockenestrichs ist sein Preis: Trockenestriche kosten bis zu 2 x mehr als Nassestriche.
3. Wie wird ein Estrich eingebaut?
Vor Arbeitsbeginn muss die gewünschte Aufbauhöhe des Estrichs genau bestimmt werden. Dazu werden die Stärken der einzelnen Schichten addiert. Ein Beispiel: 2 bis 3 cm Dämmschicht, Zusatzdämmung, ggf. Fußbodenheizung, Zementestrich (mindestens 5 cm stark) und natürlich der Fußbodenbelag (1 bis 2 cm bei Fliesen oder Parkett). Auch zwischen Estrich und Wand muss eine Dämmung angebracht werden, um die Ausbreitung von Trittschall zu unterbinden (Randdämmstreifen). Wenn die Stärken ausgerechnet sind, werden die Schichten verlegt. Der Nassestrich wird aufgebracht und mit einer Estrichkelle nivelliert. Zementestriche und andere Nassestriche müssen gut trocknen, bevor der Bodenbelag verlegt werden kann. Die Trocknung dauert mehrere Wochen, kann aber mit Schnellestrich-Zuschlagstoffen verkürzt werden (beim Trockenestrich fällt sie ganz weg).
3.1 Estrich als Sackware
Ganz egal, um was für eine Art Neubau bzw. Sanierung es sich handelt oder was für eine Art Untergrund und Bodenbelag vorhanden bzw. geplant ist – die Arbeit mit Estrich-Fertigmischungen ist schneller, zuverlässiger und wirtschaftlicher. Und weil der Estrich als Sackware oder im Silo auf die Baustelle geliefert wird, ist die Arbeit auch sauberer als beim Einbau eines herkömmlichen Zementestrichs.
4. Estrichtrocknung
Die Trocknung des Estrichs ist von herausragender Bedeutung für sein Gelingen. Die Trocknungszeit verlängert sich exponentiell mit der Estrichdicke. Ein Zentimeter Estrich braucht für die Trocknung eine Woche, 6 cm hingegen 20 bis 30 Tage oder länger. Die Trocknungszeit hängt auch davon ab, was für ein Fußbodenbelag auf den Estrich verlegt wird: mineralische Bodenbeläge können nach 20 Tagen, Holzböden erst nach 45 Tagen verlegt werden. Natürlich trocknet der Estrich im Sommer schneller als im Winter. Wintertrocknung kann auch 2 Monate oder länger in Anspruch nehmen.
5. Auftragnehmer für Estrich
Genau wie für alle anderen Bauarbeiten gilt auch für den Estrich die Regel, dass er nur von kompetenten Fachkräften ausgeführt werden sollte. Eine Ausnahme bilden kleinere Eingriffe im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen, bei denen ein Fertigestrich, wie etwa ein Schnellestrich relativ einfach eingebaut werden kann. Die Grundcharakteristika verschiedener Estricharten müssen vor allem proffessionelle Bodenleger kennen, selbstverständlich müssen aber auch Heimwerker die Herstelleranleitung befolgen.