Text: Petra Kickenweitz
Das junge ambitionierte Büro, das sich der ökologischen Bauweise, wie der Büronamen Greenline Architects bereits andeutet, verschrieben hat, erhielt diesen Bauauftrag über seine Mitgliedschaft beim Netzwerk Holzcluster. Dort hatten die Bauherren, ein Ehepaar, das sich aus dem landwirtschaftlichen Betrieb ins „Ausgedinge“ zurückziehen wollte, auf der Suche nach einem Architekten für ihr „Altenteil“ bzw. Alterswohnsitz angefragt. Um den für sie richtigen Planer zu finden, entschlossen sich die Bauherren dazu, zu einem kleinen privaten Architekturwettbewerb zwischen zwei Planungsbüros zu laden. Der Architekt Gregor Schmidtauer von Greenline Architects konnte sich mit seinem kompakten Entwurf durchsetzen und wurde mit der Einreichplanung sowie der technischen und künstlerischen Begleitung während der Bauausführung beauftragt.
Unweit der eigenen Landwirtschaft der Bauherren stand an einem Teich ein kleiner, schlecht gedämmter Holzriegelbau aus den 1960er Jahren. Diese beschauliche ruhige Einzellage und die Nähe zum Hof bewogen die Bauherren die Liegenschaft zurückzukaufen und den Bestand zu ihrem Alterswohnsitz umzubauen. Ein kompletter Neubau war aufgrund der Baugrundwidmung im Freiland nicht möglich. Der Ausbau und die Sanierung des bestehenden Kleinhauses erschienen allerdings unrentabel und technisch zu aufwendig. Daher wurde auf dem bestehenden Untergeschoss mit Garage und Lagerräumen ein neuer zeitgemäßer, etwas größerer und dem heutigen Standard entsprechender Holzriegelbau errichtet.
Das abseits gelegene Wohnhaus befindet sich an einen leicht aufgeschütteten Hang am Waldrand, in den sich das Untergeschoss eingräbt. Die Zufahrt zum Haus erfolgt von Süden, während der geschützte und überdachte Eingang über eine Außentreppe von der Ostseite erreichbar ist und den zentralen Wohnraum erschließt.
Entsprechend der Entwurfsidee eines offenen, die Umgebung einbeziehenden Hauses betritt man einen bis zum First hin offenen Raum, der durch niedrigere Raumboxen zoniert wird. Durch eine zentral positionierte freistehende Raumbox, die einen Garderoben- und Abstellraum beinhaltet, wird ein Vorraum ausgebildet und der dahinterliegende, sich nach außen hin öffnende großzügige Aufenthalts- und Wohnraum abgetrennt. Rechts vom Eingang im Norden sind die Küche und die Box mit der Speis, Bad und WC angeordnet. Damit wurden jene Funktionsräume mit Installationsleitungen sehr wirtschaftlich und funktional zusammengelegt. Im südlichen Bereich des Hauses finden sich die beiden Schlafzimmer mit jeweils zugeordnetem Schrankraum. In den Schlafzimmern, der Küche und im Wohnraum wurden Parkettdielen und im Vorraum sowie in den Sanitärräumen Fliesen verlegt.
Drei Dachflächenfenster, oberhalb der zentralen Raumbox angeordnet, sorgen tagsüber für gleichmäßiges Licht im Wohnraum. Damit die Morgensonne über diese Dachflächenfenster bis an den Frühstückstisch gelangen kann, führten Greenline Architects eigens eine Belichtungsstudie durch. Gegen die sommerliche Überhitzung wurden zusätzlich zur Überdachung der Terrasse und des Balkons durch das Satteldach bei den südseitigen Fenstern Raffstores und an der Westseite verschiebbare Holzlamellen-Elemente vorgesehen. Diese bewirken ein ständig wechselndes Erscheinungsbild und unterschiedliche Ein- und Ausblicke.
Durch die klare Ausrichtung des Hauses zum Teich und seine Umgebung hin ist die grundsätzliche Orientierung des Gebäudes, mit der Lage des Wohnraums an der Nordwestseite und den Schlafzimmern an der Südseite, ungewöhnlich. Der rechteckige Baukörper mit flach geneigten Satteldach lebt vom Kontrast der offenen und geschlossenen Seite, die sich auch in der Materialwahl der Außenfassade widerspiegelt. So ist die witterungsexponierte Nord- und Ost-Fassade, auch aufgrund der Situierung der Nebenräume, mit kleinen Fenstern strukturiert und durch Stahlblechschindeln, die auch die oberste Dachhaut bilden, geschützt. Die durch ein Vordach geschützte West- und Südfassade hingegen weisen raumhohe Verglasungen und eine gehobelte horizontale Lärchenschalung auf.
Technische Informationen:
Konstruktion
Der eingeschossige Neubau wurde in Holzriegelbauweise ausgeführt und mit einer diagonal verlegten Rauschalung zur Aussteifung beplankt. Als Dämmung der Außenwände, der Dach- und der Bodenfläche wurde Zellulose eingeblasen bzw. eingebracht. Auf Seite der Innenräume wurde die Installationsebene mittels Holzweichfaserplatten hergestellt und damit gleichzeitig der Putzgrund für einen traditionellen Kalkputz geschaffen. Der rein mineralische Putz bindet ohne organische Bindemittel (Kunststoffe) ab, ist diffusionsoffen und damit atmungsaktiv. Der gebrochene weiße Farbton des Kalks ergibt zudem eine angenehme warme Raumstimmung.
Haustechnik
Das kleine Haus wird durch einen zentralen Kachelofen mit kombiniertem Tischherd beheizt. Das benötigte Stückholz für die Heizung stammt aus dem selbstbewirtschafteten Wald der Bauherren. Zusätzlich wurden Infrarot-Heizplatten an der Decke montiert, um punktuell, z.B. in der Übergangszeit, für eine konstante Raumwärme zu sorgen.
Projekt:Projektbezeichnung: Architekt: Ort: Planungsjahr: 2018-2019 Ausführungsjahr: Nutzfläche: Bruttogesschoßfläche(BFG): Grundstücksgröße: Gebäudewert: |
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Auftragnehmer:Bauarbeiten: Zimmerei und Dachdeckerei: |
Baumaterialien:Dach, Dacheindeckung: Dämmung: Fassade: Fenster: Eingangstür: Terrasse: |
Galerie