Im Beitrag:
1. Welche Faktoren beeinflussen die statische Berechnung?
Viele Bauherren möchten wissen, wie lange die Berechnung der Statik für ihr geplantes Eigenheim dauern wird. Das ist verständlich, denn eine detaillierte zeitliche Planung des Hausbaus ist sehr hilfreich. Doch eine pauschale Antwort auf diese Frage kann es nicht geben, denn die Dauer der statischen Berechnung hängt von verschiedenen Faktoren ab und kann daher je nach Arbeitsaufwand sehr unterschiedlich ausfallen.
1.1 Komplexität des Gebäudes
Grundsätzlich gilt, dass der erforderliche Zeitaufwand von der Komplexität des Gebäudes abhängt: je komplexer das Gebäude, desto länger braucht der Statiker für seine Berechnung. Meistens bezieht sich die Frage nach der Dauer für die Berechnung der Statik auf Einfamilienhäuser, die einfachere Gebäude sind als Mehrfamilienhäuser. Am einfachsten wäre es freilich, wenn das Haus lediglich aus vier Wänden, einem Erdgeschoss und einem Satteldach bestünde. In diesem Fall wäre die Statik einfach und schnell berechnet. Doch in der Praxis ist es niemals so einfach, denn Häuslebauer haben in puncto Ästhetik und Nutzen der Grundkonstruktion natürlich viel höhere Ansprüche an ihr Eigenheim. Doch jede Abweichung von der oben beschriebenen einfachen Baukonstruktion verlängert die Dauer der statischen Berechnung. Das Planen und Zeichnen einer komplexen Konstruktion über Eck mit Schrägfenster ist natürlich schwerer und zeitaufwändiger als das Planen und Zeichnen einer geraden Wand.
1.2 Architektonischer Stil
Andere Faktoren, die auf die Dauer der statischen Berechnung Einfluss nehmen, sind z. B. die Größe des Raumes (Deckenhöhe x Grundfläche), die Anzahl der Stockwerke, der Keller (falls das Gebäude unterkellert sein soll) sowie individuelle Bauwünsche wie Balkone, Überstände, Erker, Dachterrassen oder bodentiefe Fenster. Manche Bauherren bevorzugen klare Linien, während andere ein säulengetragenes Vordach oder verspielte Erker im Dach wünschen, was natürlich einen Unterschied hinsichtlich des erforderlichen Zeitaufwands ausmacht.
1.3 Beschaffenheit des Grundstücks – Bodengutachten einholen
Eine wichtige Rolle spielen auch die Beschaffenheit des Grundstücks und seine direkte Umgebung, denn das Tragwerk eines Gebäudes muss an diese Faktoren angepasst werden. Hier kommt es z. B. auf die Qualität des Bodens, die Menge an unterirdischen Vibrationen (z. B. durch in der Nähe verlaufende Autobahnen oder U-Bahn-Tunnel) und die Gefahr von Hochwassern oder Erdbeben an. Die Statik für ein Gebäude auf gut geeignetem Baugrund ist schneller geplant als für ein identisches Gebäude auf schlecht tragfähigem oder erdbebengefährdetem Baugrund. Bauherren sollten zuerst ein Bodengutachten bzw. Baugrundgutachten einzuholen. Dieses kann man noch vor dem Grundstückskauf oder der konkreten Bauplanung erstellen lassen. Das Baugrundgutachten zeigt, ob und wie tragfähig der Boden ist und bildet unter anderem die Arbeitsgrundlage für den Statiker zum Nachweis der Standsicherheit des Gebäudes.
2. Statische Berechnung für ein Einfamilienhaus
Zuerst muss man wissen, dass ein Statiker normalerweise nicht nur an einem Projekt arbeitet, weshalb nicht alle vollen Werktage in die Statik für das Einfamilienhaus einfließen. In der Regel muss auch vorher noch ein altes Projekt abgeschlossen werden, bevor mit der Arbeit an einem neuen Projekt begonnen werden kann, was geringfügige Wartezeiten nach sich zieht. Außerdem ist jedes Projekt anders, weil sich Häuser, Untergründe und Tragwerkskonstruktionen eben voneinander unterscheiden.
Heutzutage stehen Bauingenieuren für Tragwerksplanung computergestützte Hilfen zur Verfügung, mit denen sich etwa Biegemomente und Lasten schneller bestimmen lassen. Deshalb fragen sich manche Bauherren, warum das Dimensionieren von Balken, Stahlträgern usw. immer noch so viel Zeit in Anspruch nimmt. Hier handelt es sich um ein Missverständnis aufseiten der Laien (Bauherren), das von dem Begriff »Berechnung« herrührt. Tatsächlich umfasst die an den Statiker gestellte Aufgabe viel mehr, als nur das Ermitteln der Zahlen, die besagen, ob ein Haus stabil stehen würde oder nicht. Das Ermitteln der Zahlen lässt sich mit Computerunterstützung tatsächlich recht schnell bewerkstelligen. Doch damit ist die Arbeit des Statikers bei Weitem nicht getan. Seine wahre Herausforderung besteht nämlich darin, das Tragwerk zu durchdenken: er fertigt detaillierte Gebäudepläne an, bestimmt die optimalen Materialien und findet Wege, wie sich bei gleichbleibender Sicherheit und Ästhetik die Kosten senken lassen. Dies umfasst auch die Beschäftigung mit Bereichen wie Brandschutz, Schallschutz, Dämmung oder etwa bautechnischen Details wie Dachfenstern oder Überständen, aus denen sich besondere Herausforderungen ergeben können. Diese Aufgaben können bisher noch von keinem Computerprogramm abgenommen werden. Diese Arbeit erfordert höchste Fachkompetenz und stellt eine größere Leistung dar als die bloße Berechnung. Bauherren müssen wissen, dass der Bauplan immer noch für jedes Gebäude individuell erstellt werden muss, obwohl CAD (computer-aided design) den Bauzeichnern viel Handarbeit abnimmt. Und die Berechnung des Statikers muss so präzise sein, dass sie es dem Architekten ermöglicht, auf ihrer Grundlage einen detaillierten Ausführungsplan zu erstellen, der später von den beauftragten Bauunternehmen korrekt umgesetzt werden kann.
3. Und wie lange dauert die statische Berechnung?
Die hängt, wie gesagt, von etlichen Faktoren ab, doch wenn das beauftragte Ingenieurbüro über ausreichend Kapazitäten verfügt und sich zeitnah um die Statik kümmert, kann die Statik für ein Einfamilienhaus innerhalb von zwei Wochen vorliegen. Natürlich handelt es sich hierbei lediglich um einen Richtwert.
Mehrfamilienhäuser sind meistens komplexere Gebäude mit einer größeren Grundfläche und mehreren Stockwerken. Auch hier hängt der tatsächliche Zeitaufwand von den Umständen in einem konkreten Fall ab, doch als Richtwert kann man etwa vier Wochen annehmen.
Für Bauherren ist es auf jeden Fall ratsam, so früh wie möglich bei einem Statiker anzufragen und das eigene Anliegen vorzubringen. Viele Büros für Tragwerksplanung sind nämlich mit ihrer Arbeit in hohem Maße ausgelastet und arbeiten die Projekte der Reihenfolge nach ab. Deshalb kann es passieren, dass sich ein Bauherr, der sich zu spät auf die Suche nach einem Statiker gemacht hat, eine zeitliche Verzögerung in Kauf nehmen muss.