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1. Lehmputz
Lehmputz besteht aus Ton, der mit Feinsand (Schluff) und Sand gemischt, und mit Zuschlagstoffen angereichert wird. Diese Materialien sind weit verbreitet, leicht verfügbar und einfach zu verarbeiten. Lehm wird seit Jahrtausenden als Baustoff verwendet, seit Ende des vorigen Jahrhunderts rückt er aber dank des erhöhten Umweltbewusstseins verstärkt ins Zentrum der Aufmerksamkeit von Bauherren, Sanierern, Architekten und Innenausstattern. Lehmputz ist nicht nur schadstofffrei, sondern erlaubt bei der Gestaltung von Innenräumen und Außenwänden auch die Ausführung als Dekorputz. Aufgrund des Tonanteils ist Lehmputz im gewässerten Zustand wurffähig. Er wird auf das Mauerwerk geworfen und anschließend flächig abgezogen (ähnlich wie Kalkputz). Wenn der Lehmputz leicht austrocknet, verhärtet er und wird knetbar. In diesem Zustand erlaubt er plastische Eingriffe in seine Oberflächenform (z. B. Herstellung bauchiger oder geschwungener Konturen und Strukturen). Wenn der Lehmputz trocknet und aushärtet, ist er starr und hat wenig Toleranz gegenüber Bewegungen im Mauerwerk.
1.1 Zusammensetzung
Beim Lehmputz kommt es auf seine Zusammensetzung an. Lehm mit einem hohen Tongehalt wird als „fett“ bezeichnet, während tonarmer Lehm als „mager“ bezeichnet wird. Ein zu fetter Lehmputz kann sich komplett vom Untergrund lösen oder rissig werden. Bei einem zu mageren Lehmputz können sich kleine Teile ablösen, wenn man dagegen klopft oder stößt. Fetter Lehmputz kann magerer gemacht werden, indem er mit Sand angereichert wird. Weil das Verhalten des Lehmputzes stark von der Umgebung abhängt, in der er eingesetzt wird, gibt es keine allgemeingültige Mischung. Die geeignete Mischung wird mit Tests vor Ort ermittelt. Deshalb ist bei der Ausführung eines Lehmputzes vor allem handwerkliches Know-how gefragt, und ein Lehmputz ist immer ein Unikat.
1.2 Zuschlagstoffe
Um den Putz spezifischen Anforderungen anzupassen, werden ihm natürliche Materialien hinzugefügt. So wird etwa seine Bindungskraft durch Pflanzenstärke oder längliches Fasermaterial (etwa Stroh oder Flachs) erhöht, seine Härte hingegen durch Beton, Zement oder Gesteinsmehl. Die richtige Zusammensetzung des Lehmputzes (Zuschlagstoffe und Mischungsverhältnis) ist vor allem bei der Verwendung im Außenbereich wichtig. Um Lehmputz witterungsbeständig zu machen, muss besonders geeigneter Rohlehm verwendet werden, der Anteil geeigneten Strohs muss besonders hoch sein usw. Trotz dem dürfen mit Lehm geputzte Fassadenflächen nur einer geringen (oder höchstens mittleren) Schlagregenbeanspruchung ausgesetzt sein.
Expertenrat des Unternehmens Pro Lehm Frauwallner GmbH & Co KG Welche Vorteile bietet Lehmputz in Vergleich zu anderen Putzen? Lehmputz hat die Eigenschaft das Raumklima positiv für die Bewohner zu beeinflussen. Dies betrifft die Feuchtigkeitsregulation der Raumluft, Schadstoffabsorption, Ionisierung der Raumluft, Schallabsorption etc. Diese und weitere positive Eigenschaften hat Lehmputz auf ganz natürlicher Weise, ohne dass wir etwas in der Verarbeitung beeinflussen müssen. Wann würden Sie den Lehmputz empfehlen? Ich kann nur jedem empfehlen, der sein Haus saniert oder neu baut, zumindest in den Wohnräumen, Schlafzimmer und Badezimmer, einen Lehmputz zu verwenden. Herr Frauwallner, Pro Lehm Frauwallner GmbH & Co KG |
2. Vorteile von Lehmputz
2.1 Auswirkungen auf das Raumklima
Der spürbarste Vorteil von Lehmputz ist sein positiver Einfluss auf das Raumklima. Lehmputz verfügt über eine hohe Sorptionsfähigkeit, d. h. er nimmt Wasserdampf aus der Raumluft auf und gibt ihn bei sinkender Luftfeuchtigkeit wieder ab. Lehm nimmt mehr Feuchtigkeit auf als andere Materialien (bis zu neunmal mehr als Gips). Dank dieser Eigenschaft reguliert Lehmputz das Raumklima, denn er sorgt für gleichbleibende Luftfeuchtigkeit (trockene Heizungsluft wird befeuchtet und nasse Luft entwässert). Voraussetzung für erfolgreiche Feuchtigkeitsregulierung ist eine ausreichend große Lehmfläche. Mehr als 80 % der Feuchtigkeit wird zunächst in den oberen 2 mm der Putzschicht gebunden, und nur die oberen 10 mm der Putzschicht sind überhaupt feuchtigkeitsbindend. Deshalb ist die Schichtstärke des Lehms von sekundärer Bedeutung.
Lehmputz wirkt sich aber auch auf andere Weise positiv auf das Raumklima aus. Lehm besitzt ein ausgeprägtes Kapillarsystem, dass es ihm ermöglicht, Schadstoffe und Gerüche zu absorbieren. Außerdem verfügt Lehmputz über eine gute Wärmespeicherfähigkeit. Dank seiner hohen Rohdichte ist er in der Lage, Wärme lange zu speichern und Temperaturunterschiede auszugleichen.
2.2 Einfache Verarbeitung
Lehmputz kann leicht verarbeitet und korrigieret werden, denn er ist wasserlöslich. Im Gegensatz zu manchen anderen Putzarten ist Lehmputz auch für Anfänger geeignet. Handwerkliche Mängel in der Ausführung des Putzes können leicht korrigiert werden, indem der Putz mit Wasser wieder aufgeweicht und ausgebessert wird. Auch das Entfernen eines Lehmputzes erfolgt einfach durch Wasser und mechanisches Abnehmen von der Wand oder der Decke. Außerdem ist Lehmputz für fast alle Untergründe geeignet (Beton, Gipsfaser- und Gipskartonplatten, Kalksandstein, Klinker, Naturstein, OSB-Platten usw.). Durch Materialstärke und Auftragsart lassen sich Qualität und Konsistenz des Putzes gut beeinflussen, außerdem kann er armiert und verstärkt werden.
2.3 Umweltfreundlichkeit
Lehm ist ein Naturbaustoff und frei von chemischen Zusätzen. Für seine Gewinnung und Aufbereitung ist nicht viel Energie erforderlich. Unter der Voraussetzung, dass der pur und rein bleibt, ist Lehm auch wiederverwendbar (das material wird eingenässt und erneut eingesetzt).
2.4 Weitere Vorteile
Lehmputz ist diffundierend atmungsaktiv, was bedeutet, dass er den Verrottungsprozess von Holz verhindert und dadurch Holzbauteile konserviert. Gegenüber anderen mineralischen Putzen weist Lehmputz auch den Vorteil auf, dass er sich nicht elektrostatisch auflädt. Überdies ist Lehmputz allegikerfreundlich sowie brand- und schallhemmend. Es bleibt noch zu erwähnen, dass Lehmputz verhältnismäßig preiswert ist (er ist deutlich preisgünstiger als z. B. Kalkputz).
3. Nachteile von Lehmputz
Genau wie jede andere Putzart, hat auch Lehmputz nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile. Beim Lehmputz sind die Nachteile größtenteils mit der fürs Raumklima so günstigen Sorptionsfähigkeit bzw. dem Wassergehalt verbunden.
Weil Lehm feuchtigkeitsempfindlich ist, sollte ein Lehmputz vor Spritzwasser und aufsteigender Feuchtigkeit geschützt sein. Anderenfalls kann er seine Stabilität verlieren und langsam verwittern. Deshalb werden bei Bedarf Horizontalsperren gegen aufsteigende Feuchte und Regenschutz im Außenbereich errichtet.
Die hohe Sorptionsfähigkeit, die dem Lehmputz seine positive Auswirkung auf das Raumklima verleiht, schränkt andererseits die Auswahl der Wandfarben ein. Weil sich nämlich durch die Aufnahme und Abgabe von Wasserdampf das Volumen des Lehmputzes verändert, sind für diesen Putz nur Überzüge geeignet, die elastisch genug sind, um nicht zu reißen (z. B. Kalkfarbe).
Wie eingangs erwähnt, wird Lehmputz im gewässerten Zustand aufgetragen und trocknet dann aus. Durch das Verdunsten des Wassers schwindet der frische Putz um bis zu 7 %, wobei es zu Trocknungsrissen kommen kann. Deshalb sollte Lehmputz möglichst langsam und schonend trocknen (natürliche Lufttrocknung ohne künstliche Trocknungsbeschleunigung). Der Materialschwund lässt sich abmildern, indem einerseits ein Teil des Anmachwassers durch andere Verflüssigungsmittel (z. B. Soda) ersetzt wird, und andererseits Flusssand hinzugegeben wird.
Lehmputz kann auch frostempfindlich sein. Wenn der Wassergehalt hoch ist und das Wasser gefriert, kann es zu Frostabsprengungen kommen. Darum sollte Lehmputz im Außenbereich und in Innenbereichen im unbeheizten Rohzustand nur in der Zeit von April bis September ausgeführt werden.
Lehmputz ist weicher als andere Putzarten (Gipsputz, Kalkputz, Kalk-Zementputz usw.) und folglich auch anfälliger für mechanische Beschädigungen. Bohrungen in Lehmputz-Wänden müssen vorsichtig durchgeführt werden, damit keine Lehmputzstücke herausbrechen. Verputzte Kanten müssen mit Kantenschutz versehen oder abgerundet werden.