1. Einbruchschutz
Vor Einbruchsdelikten kann man sich durch einfache Verhaltensregeln und die richtige Sicherheitstechnik schützen. Die Mehrzahl der Einbrüche in Österreich erfolgt spontan aufgrund sich bietender Gelegenheiten, z. B. durch gekippte Fenster und Terrassentüren. Und da ein Drittel aller Einbruchsversuche an geeignetem Einbruchschutz scheitert, empfehlen das Bundeskriminalamt, das Kuratorium für Verkehrssicherheit und der Versicherungsverband Österreich (VVO) präventiv den Einbau von einbruchhemmenden Sicherheitsfenstern und -türen.
Bei Fenstern und Türen gibt es unterschiedliche Abwehrmaßnahmen gegen unterschiedliche Einbruchsmethoden. Bei Türen kommt es darauf an, dass sich die Absicherung sich nicht nur auf einen einzelnen Bereich (z. B. das Schloss) konzentriert. Deshalb gibt es neben Sicherheitsschlössern auch Schutzbeschläge zur Stabilisierung des Türschilds, Sperrbügel zur Erhöhung des Türwiderstandes, Querriegelschlösser zur Gesamtstabilisation der Tür und (bei außenliegenden Scharnieren) Scharniersicherungen zum Schutz vor Aufhebeln. Bei Haustüren mit Seitenteilen und/oder Oberlichtern ist darauf zu achten, dass auch diese Elemente der Widerstandsklasse der Tür entsprechen. Auch Fenster müssen ganzheitlich abgesichert werden: Pilzkopf-Beschläge schützen vor dem Aufhebeln des Fensters mit einem Schraubenzieher oder einem Keil, innenverschraubte Schutzbeschläge schützen vor dem Abbrechen und Herausziehen des Profilzylinders, einbruchhemmende Verglasung schützt vor Glasdurchgriff usw. Aufgrund des Lärms und der Verletzungsgefahr erfolgen die meisten Einbrüche nicht durch Glasdurchgriff, sondern durch andere Methoden wie das Aufbrechen der Wohnungstür. Dem Großteil der zu erwartenden Angriffe kann deshalb durch mechanischen Einbruchsschutz begegnet werden. Im Unternehmen ARW-Wais betont man, dass der mechanische Einbruchschutz die Grundlage für einen guten Einbruchschutz bildet. Elektronische Maßnahmen und Überwachungsmaßnahmen stehen immer erst an zweiter Stelle und sind kein Ersatz. Glasbruchsensoren und smarte Überwachungskameras sind sehr teuer und ihre Wirkung ist nicht immer so gut wie erwartet. Mechanischer Einbruchschutz ist durch Normen geregelt und die Produkte sind in verschiedene Widerstandsklassen eingeteilt.
2. Normen
Begriffe wie "Sicherheitstür" oder "Sicherheitsfenster" sind nicht geschützt und können von jedem Hersteller ohne Nachweis von Qualitätskriterien verwendet werden. Einbruchhemmend sind nur jene Fenster und Türen, die der ÖNORM B 5338 entsprechen und mit dem Konformitätszeichen "ÖNORM ... geprüft" versehen sind. Die ÖNORM B 5338 regelt Anforderungen und Prüfungen für einbruchhemmende Türen, Fenster und Abschlüsse (Roll- und Fensterläden). Sie enthält auch ergänzende Bestimmungen zur Widerstandsfähigkeit bei Einbruchversuchen, die in anderen Normen (ÖNORM EN 1627 bis 1630) geregelt werden. Einbruchhemmende Beschläge sind in der ÖNORM B 5351 geregelt. Den aktuellen Normen entsprechende und zertifizierte Produkte sind nachgewiesener Maßen Qualitätsprodukte. Sie bringen Vorteile beim Abschluss von Versicherungen und deren Anschaffung wird in einigen Bundesländern (z. B. Wien, Burgenland und Niederösterreich) durch Zuschüsse gefördert.
3. Widerstandsklassen
Widerstandsklassen bewerten den Widerstand, den ein Bauteil gegenüber Einwirkung leistet. Sie beschreiben die Widerstandszeit, den Tätertyp und seine Vorgehensweise. Zum Zweck der Einteilung in Sicherheitsklassen werden Musterexemplare der Bauteile von den Zertifizierungsstellen anhand verschiedener Werkzeugsätze (u. a. Nageleisen bzw. Kuhfuß Axt und Schlosserhammer) und Prüfzeiten auf Einbruchshemmung geprüft. Über die Zugehörigkeit zu einer Widerstandsklasse entscheidet also eine praxisgerechte Prüfung der Gesamtkonstruktion – Rahmen, Beschläge und Verglasung werden nicht getrennt, sondern in ihrem Zusammenwirken geprüft. Seit September 2011 werden die Widerstandsklassen europaweit mit der Begriff Resistance Class (RC) bezeichnet, der auch die deutsche Bezeichnung Widerstandsklasse (WK) ersetzt hat.
Widerstandsklasse RC1
Bauteile dieser Widerstandsklasse bieten nur einen begrenzten Grundschutz gegen Aufbruchsversuche. Diese Fenster sollen Gelegenheitseinbrechern und Vandalismus standhalten. Um erfolgreiches Aufbrechen des Fensters mit körperlicher Gewalt (Gegentreten, Gegenspringen, Schulterwurf, Hochschieben oder Herausreißen) zu verhindern, sind Achtkantverschlussbolzen und Sicherheitsschließbleche an allen vier Fensterecken angebracht. Außerdem müssen Fenster dieser Klasse mit einem abschließbaren Fenstergriff in Kombination mit einem Anbohrschutz ausgestattet werden. Empfohlen wird die Verglasung mit Verbundsicherheitsglas. Fenster der Klasse RC1 werden in erhöhter Position (z. B. im Obergeschoss) eingebaut.
Widerstandsklasse RC2
Bauteile dieser Klasse sind durch eine allseitige Verriegelung mit Achtkantverschlussbolzen in Kombination mit weiteren Sicherheitsbauteilen vor Aufbruchsversuchen mit einfachem Hebelwerkzeug (Schraubenzieher, Zangen, Keile) gesichert. Der erwartete Tätertyp ist auch hier der Gelegenheitseinbrecher, der wenig Zeit hat und Lärm vermeiden will. Deshalb muss diese Widerstandsklasse einer manuellen Prüfung mindestens 3 Minuten lang standhalten. Anders als bei RC1 sind die Achtkantverschlussbolzen und Sicherheitsschließbleche nicht nur an den Ecken, sondern auch auf der Seite des Beschlages angebracht. Auch Fenster der Klasse RC2 sind mit Sicherheitsgriffen und Anbohrschutz ausgestattet, einbruchhemmendes Sicherheitsglas wird aber nicht nur empfohlen, es ist vorgeschrieben.
Widerstandsklasse RC3
Die Klasse RC3 schützt vor gewohnt vorgehenden Tätern, die geplante Einbruchversuche mit mehreren Werkzeugen (große Schraubenzieher, Nageleisen bzw. Kuhfuß usw.) starten. Bei dieser Klasse dauert die Prüfung des Bauteils auf Schwachstellen 5 Minuten. Der Fensterbeschlag wird an allen Seiten mit Achtkantverschlussbolzen und Sicherheitsschließblechen gesichert. Außerdem verfügen Fenster dieser Klasse über zusätzliche Verschlussmechanismen und sind mit durchbruchhemmendem Sicherheitsglas verglast. Fenster und Türen der Klasse RC3 sind für stärker gefährdete Bereiche geeignet (z. B. Erdgeschoss- oder Kellerfenster). Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, dass eine lange Widerstandszeit des Bauteils etliche Einbrecher dazu bringt, ihr Vorhaben abzubrechen.
Widerstandsklasse RC4
Der erwartete Tätertyp ist hier der erfahrene Einbrecher, der zusätzlich Säge- und Schlagwerkzeuge (z. B. Schlagaxt, Stemmeisen, Hammer und Meißel oder eine Akku-Bohrmaschine) einsetzt. Solche Einbrecher erwarten eine angemessene Beute und sind vermutlich sehr entschlossen und risikobereit. Bauteile dieser Klasse müssen den oben genannten Werkzeugen zehn Minuten lang standhalten.
Widerstandsklasse RC5
Hier wird erwartet, dass der erfahrene Täter zusätzlich Elektrowerkzeuge (z. B. Bohrmaschine, Loch- und Stichsäge, oder ein Winkelschleifer mit einer Scheibe von max. 125 mm Durchmesser) nutzt. Der Einsatz eines Winkelschleifers erhöht die Bandbreite potenziell erfolgreicher Angriffsmethoden stark. Hierbei handelt es sich um gut organisierte Einbrecher, die eine angemessene Beute erwarten und bereit sind, ein hohes Risiko einzugehen. Bauteile dieser Widerstandsklasse müssen der Prüfung 15 Minuten lang standhalten und hohe Ansprüche an die Verglasung erfüllen.
Widerstandsklasse RC6
Bauteile dieser Klasse sollen vor sehr erfahrenen Einbrechern schützen. Dieser Tätertyp nutzt zusätzlich Spalthämmer, leistungsstarke Elektrowerkzeuge, wie z. B. Bohrmaschinen, Loch- und Stichsägen und einen Winkelschleifer mit einem max. Scheibendurchmesser von 250 mm. Das sind leistungsfähigere Ausführungen der unter RC5 genannten Elektrowerkzeuge, die potenziell sehr wirkungsvoll sind und von einer einzigen Person gehandhabt werden können. Einbrecher, die sich solcher Werkzeuge bedienen, erwarten reiche Beute, sind fest entschlossen, gut organisiert und bereit, ein hohes Risiko einzugehen. Bei der Prüfung müssen die Bauteile der Beanspruchung durch das leistungsstarke Werkzeug 20 Minuten lang standhalten.
Für Privathaushalte wird von der Polizei Einbruchhemmung ab Widerstandsklasse RC2 empfohlen. Widerstandsklassen von RC4 bis RC6 kommen im privaten Bereich selten zum Einsatz. Die Herstellung von Fenstern und Türen in dieser Widerstandsklasse ist aufwändig und teuer, denn Standardprofile für Rahmenteile sind für die Schutzkonstruktion und das schwere Glas nicht geeignet. Die Profile für Bauteile dieser Widerstandsklassen werden vorwiegend aus Metall hergestellt. Bauteile dieser Klassen stellen hohe Anforderungen an die Beschaffung des Mauerwerks und die Montage, was ebenfalls mit erhöhten Kosten verbunden ist. Außerdem ist bei Fenstern und Türen ab RC4 auch das Öffnen durch die Feuerwehr z. B. zu Flucht- und Rettungszwecken erschwert.
4. Fachgerechte Montage
Im Unternehmen ARW-Wais erklärt man uns, dass es ganz besonders wichtig ist, einbruchhemmende Fenster und Haustüren fachgerecht zu montieren. Das Ausrichten mit einer Wasserwaage und das passgenaue Einschäumen mit Bauschaum reicht nicht aus, um das Bauteil fachgerecht in die Gebäudeöffnung einzusetzen. Deshalb sollte der Einbau von einem Fachbetrieb ausgeführt werden. Dieses händigt dem Kunden eine Montagebescheinigung aus, die bestätigt, dass das Fenster nach Herstelleranleitung fest mit dem Mauerwerk verankert wurde.
ARW-Wais
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