* Titelfoto: Alex Filz
Visionäre Leichtigkeit: Die schwebende Wellness-Oase des Hubertus
Das Wellnesshotel Hubertus in Südtirol war bereits für seinen spektakulär auskragenden Pool bekannt – eine kühne, vom Architekturbüro NOA entworfene Konstruktion, die seit 2016 wie ein schwebender Felsbrocken zwischen Himmel und Erde zu schweben scheint. Drei Jahre später wurde NOA erneut beauftragt – diesmal mit der Planung einer Erweiterung für den Wellnessbereich des Hotels. Eine anspruchsvolle Herausforderung, denn das Gebäude hatte mit dem Pool bereits ein prägendes Wahrzeichen erhalten. Doch genau dieses ikonische Element diente nun als Ausgangspunkt für das neue architektonische Konzept.
Die Inspiration: Reflexionen auf der Wasseroberfläche
Um ein Konzept zu entwickeln, analysierte das Team von NOA in einer ersten Recherchephase neue Ausgangslage und setzte sich intensiv mit der Einbettung des Gebäudes in seine Umgebung auseinander. Besonders die Reflexionen der Landschaft auf der Wasseroberfläche des Pools lieferten dabei eine entscheidende Inspiration: Es entstand die Idee, genau das architektonisch umzusetzen, was sich in der Spiegelung zeigt und damit eine Plattform zu schaffen, die die Welt auf den Kopf stellt und den Hotelgästen eine völlig neue Wahrnehmung des Raumes ermöglicht. Dieses Konzept basiert auf dem Spiel mit Perspektiven, der Umkehrung von Horizonten und dem Prinzip des „Upside-Down“.
Lukas Rungger, leitender Architekt für das Projekt und NOA- Gründer, erklärt:
Das Wesentliche an diesem Projekt ist die Umkehrung der Horizonte und der daraus resultierende Effekt des Staunens für den Betrachter. Wenn man aber darüber nachdenkt, ist der Perspektivenwechsel eine sehr häufige Übung in Wellnessbereichen, wo sich die Ansichten ständig ändern, je nachdem, ob man in der Sauna liegt, im Ruheraum sitzt oder kopfüber im Schwimmbad taucht.
Eine schwebende Plattform mit überraschender Wirkung
Der neue Baukörper wurde an der südöstlichen Seite des bestehenden Komplexes errichtet – als gespiegeltes Pendant zum bestehenden Pool. Ähnlich wie der Pool ist auch dieser Gebäudeteil vom Hauptgebäude losgelöst und schwebt als freistehende Plattform 15 Meter über dem Boden. Zwei mit Lärchenholz verkleidete Stützen tragen die Konstruktion, die sich optisch harmonisch an die angrenzende Fassade anfügt. Ein schwebender Steg führt die Besucher in den Neubau und eröffnet zugleich den Zugang zum neuen Ruheraum, der bis zu 27 Personen Platz bietet. Doch das wahre Highlight sind die einzelnen Häuschen mit Satteldächern, die auf der Plattform selbst verteilt sind und ihre Funktionen auf zwei Ebenen entfalten. Besonders überraschend ist die Gestaltung der unteren Ebene: Hier entsteht die Illusion, als stünden die Häuser kopfüber – ein Effekt, der die Wahrnehmung der Architektur völlig verändert.
Wellness mit Panoramablick – auf zwei Ebenen
Jede der beiden Ebenen bietet einen anderen Grad an Privatsphäre: Während der obere Bereich eher offen gestaltet ist, vermittelt das untere Geschoß ein geschützteres Ambiente. Im oberen Stockwerk laden zwei Whirlpools sowie zwei Panoramaduschen mit einem Umkleideraum zum Entspannen ein. Das darunterliegende Geschoß ist als textilfreier Bereich konzipiert. Im zentral gelegenen, geschlossenen Foyer beginnt der Zugang zu den verschiedenen Wellnessangeboten: eine Softsauna, eine finnische Sauna, eine Duschkabine sowie eine Kaltnebeldusche. Ein weiteres Highlight ist der dritte Außenpool, von dem aus man eine ungestörte Aussicht auf die umgebende Landschaft genießen kann.
Der Architekt Gottfried Gruber, der das Projekt betreut hat, fasst zusammen:
Die untere Ebene der Plattform löst beim Betrachter ein Gefühl der Entfremdung aus. Beim Abstieg steigt die Temperatur an und die Umgebung wird intimer. Es fühlt sich an wie ein Abstieg ins Innere der Erde – wo sich die Schwerkraft wendet.
Architektonische Raffinesse: Die umgekehrten Dächer
Der Entschluss die Dächer in umgekehrter Form zu gestalten, war nicht nur ein ästhetischer Kniff, sondern erfüllte auch praktische Zwecke. Einerseits dienen die Dächer als gestalterische Referenz an die traditionelle Architektur eines Bergdorfs, andererseits erfüllen sie funktionale Anforderungen: In den kopfstehenden Satteldächern lassen sich sowohl die Wasseraufbereitungsanlage des Schwimmbads als auch die Sitzstufen der Saunas unauffällig integrieren. Zudem sorgt die versetzte Anordnung der einzelnen Hütten in Kombination mit unterschiedlich ausgerichteten Firsten für eine rundum freie Sicht auf die beeindruckende Landschaft. Der atemberaubende 360°-Blick stellt das eigentliche Herzstück des Projekts dar.
Materialwahl: Natürliche Harmonie mit der Bergwelt
Um das Gebäude harmonisch in die alpine Umgebung einzufügen, wurde eine Farb- und Materialpalette gewählt, die die Natur widerspiegelt. Die einzelnen Kabinen sind mit Aluminiumpaneelen in natürlichen Brauntönen verkleidet, die sich auch in der massiven Deckenkonstruktion aus Stahlträgern wiederfinden.
Die Fenster dieses architektonischen Meisterwerks aus Glas und Stahl wurden von Tip Top Fenster & Systeme geliefert – einem Familienbetrieb mit über 50 Jahren Erfahrung. Als Südtirols innovativster Partner für Fenster, Türen und Systeme begleitet Tip Top Fenster & Systeme seine Kunden kompetent durch alle Phasen – von der Beratung über die Planung bis hin zur Umsetzung. Im Hub of Huts wurden Holz-Alu-Fenster des Typs Alutop 80 verbaut. Die Aluminiumschalen auf den Lärchenholzrahmen wurden in einem hochwertigen Pulverbeschichtungsverfahren farblich perfekt an das Gebäude angepasst (RAL 8019) und die rahmenlose 3-fach-Verglasung weist einen Wärmedurchgangskoeffizienten von Ug = 0,6 auf, womit diese Fenster zu den Topmodellen in Sachen Wärmedämmung zählen.
Für Sichtschutz sorgen Lamellen, die farblich und materialtechnisch harmonisch auf die restliche Architektur abgestimmt sind. Während im Ruheraum weiß geöltes Eichenholz auf dem Fußboden für eine behagliche Atmosphäre sorgt, bestehen die übrigen Bodenbeläge aus hellbeiger Keramik, die sich dezent in das Gesamtbild einfügt.
Ein neues architektonisches Wahrzeichen
Bei diesem neuen Projekt gelang es NOA, die ursprüngliche kreative Vision, die das Hubertus geprägt hatte, erneut aufzugreifen und weiterzuentwickeln. Das Ergebnis ist eine spektakuläre Plattform mit einer beeindruckenden 20-Meter-Auskragung, die wie ein schwebender Außenposten zwischen Himmel und Erde wirkt. Die Konstruktion spielt mit der Wahrnehmung von Schwerkraft und Balance und schafft so eine architektonische Inszenierung, die Raum für überraschende und faszinierende Perspektiven eröffnet.
Projekt: |
Projektname: Hub of huts |
Typologie: Wellbeing |
Ort: Olang (Südtirol) |
Bauherrschaft: Familie Gasser |
Architektur: NOA network of architecture |
Interior Design: NOA network of architecture |
Baubeginn: März 2022 |
Fertigstellung: Juni 2022 |
Eingriff: Neubau |
Volumen: 917 m³ |
Fläche: 460 m² |
Fotos: Alex Filz |
Pläne
Galerie