1. Das Projekt
Das Projekt „Big is beautiful“ in Graz verkörpert ein klares Bekenntnis zu einer qualitätsvoll verdichteten Stadtentwicklung. In einem Stadtteil, der durch eine vielfältige und uneinheitliche Bebauung geprägt ist, schafft der Wohn- und Gewerbebau eine neue räumliche Ordnung. Dabei werden auch platzartige Erweiterungen des Straßenraums und ein großzügiger, öffentlich zugänglicher Quartierspark hinzugefügt. Das Gebäude selbst bietet zudem ein Dutzend Wohnterrassen, die allen Bewohnerinnen und Bewohnern offenstehen. Dadurch werden die nachbarschaftliche Kommunikation und das soziale Miteinander gefördert. Das Gebäude wurde nach dem Entwurf errichtet, der in einem geladenen Architekturwettbewerb mit dem 1. Rang ausgezeichnet wurde. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Stoiser Wallmüller Architekten ZT GmbH, die Landschaftsarchitektur von Yewo Landscapes.
2. Der Bauplatz
Das Projekt Big is beautiful befindet sich in einer für den Grazer Westen typischen Situation: Reste der gründerzeitlichen Bebauung, Wohnbauten der 1960-er Jahre, Gewerbebauten, Einfamilienhäuser und Schrebergärten erzeugen einen heterogenen Stadtraum mit geringer Identität. Innerhalb des nach wie vor erhaltenen gründerzeitlichen Straßenrasters nahm das für das Projekt vorgesehene Grundstück, geformt durch die diagonal zum Raster verlaufende Reininghausstraße, eine Sonderrolle ein. Diese besondere Rolle wurde durch die projektierte Bebauung, die in ihrer Größe den Maßstab der umgebenden Bestandsbauten deutlich übersteigt, noch unterstrichen. Die im Sinne einer optimalen Ausnützung des Grundstückes logische Bebauung entlang der Handels- und Reininghausstraße besetzt die städtebaulich relevanten Straßenkanten und erzeugt eine großzügige Ruhe, die die heterogene Bebauung der Umgebung vermissen lässt. Big is beautiful setzt den Maßstab der gründerzeitlichen Bebauung fort und ordnet durch seine Größe den bestehenden Stadtraum neu.
3. Big is beautiful – ein Gesamtkomplex
Die Bebauung entlang der Reininghausstraße wird durch einen Knick im Gebäude, welcher den geschwungenen Straßenverlauf aufgreift, optisch unterbrochen. Dieser Knick schafft platzähnliche Erweiterungen des Straßenraums, die als neue städtische Bereiche zum Verweilen einladen. Die dynamisch verlaufende Gebäudehöhe reagiert einerseits auf Bestandsbebauungen, andererseits werden durch Hochpunkte städtebauliche Akzente gesetzt. Auf der rückseitigen, straßenabgewandten Seite des Gebäudes liegt ein ruhiger, nach Westen ausgerichteter Quartierspark mit sanften Landschaftsformen, der allen Bewohnerinnen und Bewohnern des Viertels zugänglich ist.
Der Bauteil Mitte und Süd beherbergt Mietwohnungen, von denen ein Teil gefördert ist und die über eine zentrale Laubengangzone erschlossen werden. Diese wird durch zwölf offene Gemeinschaftsterrassen in Richtung Reininghausstraße räumlich erweitert. Zusätzlich sind einige Wohnungen, die zum Quartierspark hin ausgerichtet sind, in diese Laubengangzone eingeschoben. Dadurch entstehen auf den Dächern dieser Wohnungen kleine Freiflächen, die als gemütliche Aufenthaltsorte genutzt werden können, während in Richtung Quartierspark private Loggien gebildet werden.
Auf der Seite des Quartiersparks wird das private Freiraumangebot im Erdgeschoß durch Eigengärten und in den oberen Stockwerken durch Balkone erweitert. Die Wohnungen auf der Straßenseite verfügen über spezielle Schallschutzloggien, welche die Wohn- und Schlafzimmer gegen den Straßenlärm abschirmen.
Die zwölf offenen, unterschiedlich gestalteten Gemeinschaftsterrassen entlang der Laubengangzone sind über alle Geschoße verteilt und stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Die Terrassen bieten vielseitige Möglichkeiten zur Erholung und Begegnung, darunter Sonnenterrassen, Spieltische, Yogabereiche und sogar ein Freiluftkino.
Die Büroflächen im Gebäudespitz in Bauteil Nord sind um ein vierstöckiges Atrium angeordnet und profitieren von natürlichem Licht, das sowohl über die Fassade als auch über das Atrium in den Raum fällt. Im Trakt Handelstraße befindet sich ein kommunal geförderter Kindergarten, der über großzügige Außenflächen im angrenzenden Quartierspark verfügt. Am westlichen Ende des gesamten Komplexes wurde zudem eine private Villa in den Gesamtkomplex integriert.
Projekt: |
Projektname: „Big is Beautiful“, Wohn- und Gewerbebau, Reininghausstraße 80, 8020 Graz |
Architektur, Interieur, Außengestaltung:
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Bauherrschaft:
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Fotografie: David Schreyer |
Planungszeit: 2015 - 2022 |
Ausführungszeit: 2018 - 2022 |
Stockwerke: 3 - 6 |
Bruttogeschossfläche (BGF): 18.465 m² |
Grundstücksfläche: 12.227 m² |
Galerie (Fotos: David Schreyer)
* Titelfoto: David Schreyer